Kultur im Schloss: Viel Raum für die Kultur

Mit der Ausstellung „Am seidenen Faden“ wird die neue Kultur-Etage im Schloss – genannt Motte – eröffnet.

Neersen. Eine tolle Sache: Zur Eröffnung der neuen Willicher Kultur-Etage im Schloss Neersen startet am 31. August die Ausstellung "Am seidenen Faden". Damit wird zugleich der Niederrheinische Herbst eingeläutet. Kulturdezernent Christop Gervers erwartet dazu seine Kollegen aus 32 anderen Kommunen des "Kulturraums Niederrhein" in der so genannten "Motte".

"Was für ein schöner Raum", schwärmte gestern Franz Rütten, Geschäftsbereichsleiter für den Bereich Schulen und Kultur. In der Tat: Wo früher Mitarbeiter der Bauverwaltung wie die Hühner in der Legebatterie aufeinander hockten, ist jetzt ein riesiger, fast 300 Quadratmeter großer Saal. Eichenparkett, eine aufwändige Tontechnik, zwei rote Lichtkuppeln (früher gingen hier Wendeltreppen nach oben), kleine Küche - die "Motte" ist ein ideales neues Kultur- Zentrum der Stadt.

Das wird sicher auch Frank Hartmann begeistern. Der Chef der Düsseldorfer Igedo, größte Modemesse der Welt, wird die Ausstellung am 31. August eröffnen. Es gibt dann auch eine Modenschau des Labels Isadorn, das mit innovativen Choreographien von sich Reden gemacht hat.

Doch damit nicht genug: Stadtarchivar Udo Holzenthal wird veranschaulichen, inwiefern die Menschen zwischen Schiefbahn und Anrath mit ihrer Existenz früher am "seidenen Faden" hingen. Er wartet dazu mit vielen Fakten auf. In Anrath beispielsweise ist das Weberhandwerk der Hauptgewerbezweig gewesen. Und das Neersener Schloss war einst eine Fabrik (siehe S. 18).

In Schiefbahn wiederum stand 1888 der größte Websaal im gesamten Deutschen Reich. Vor dem Krieg waren dort in der Seidenweberei von Albert Oetker mehr als 1000 Menschen beschäftigt. Den Niedergang der Textilindustrie kann der Stadtarchivar an einer anderen Zahl verdeutlichen: 1959 gab es 25 Webereien in den Teilgemeinden, heute nur noch eine.

Für die Staatspreisträgerin Textil 2007, Barbara Esser war das kein Grund, sich nicht doch mit Handweberei zu beschäftigen. "Da gibt es viel mehr Möglichkeiten als beim industriellen Weben", erzählte sie. In ihren Objekten, die in der "Motte" zu sehen sind, nutzt sie alte Webtechniken, um die dreidimensionale Struktur zu betonen.

Name Die neue Kultur-Etage im zweiten Stock des Neersener Schlosses trägt einen ungewöhnlichen Namen: "Motte". Nach Auskunft von Stadtarchivar Udo Holzenthal bezeichnete man damit früher eine kleine Burg auf einem Hügel. Das Wort leitet sich aus dem französischen "motte" für "Klumpen" ab.

Funktion Die Kulturetage über dem Ratssaal ist als Raum für Ausstellungen, Kindertheater, Konzerte geschaffen worden. Im Sommer befinden sich hier Maske, Schneiderei usw. der Schlossfestspiele. Insgesamt ist die Motte mit 292,95 Quadratmetern ein klein wenig größer als der Ratssaal, 300 Personen finden hier Platz.

Umbau Fast 380 000 Euro haben Bau und Einrichtung der Motte gekostet. Früher waren an gleicher Stelle über zwei Etagen Büros des Technischen Dezernats untergebracht. Die Zwischendecke und zwei Wendeltreppen aus Metall sind entfernt worden, anschließend wurde Eichenparkett verlegt.