Laternenmasten: Rütteln für die Sicherheit

Ein Prüfmobil fährt derzeit durch Tönisvorst und testet, ob die Straßenlaternen dem Wind standhalten.

<strong>Tönisvorst. Ein Unfall: Der Bus hatte den Laternenpfahl nur leicht berührt. Doch dieser stürzte um und erschlug einen neunjährigen Jungen, der auf dem Gehweg lief. "Das ist vor einigen Jahren in Mönchengladbach passiert. Und nach solchen Unfällen gehen unsere Auftragzahlen immer in die Höhe", erzählt Johannes Habrichs, Geschäftsführer der Viersener Firma HMH Prüftechnik. Sein Unternehmen ist spezialisiert darauf, Laternenmasten auf ihre Standfestigkeit zu überprüfen.

Für die Überprüfung steht modernste Technik zu Verfügung

Im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht muss die Stadt dafür Sorge tragen, dass ihre Laternen nicht einfach umkippen. "Bisher haben dazu viermal im Jahr städtische Mitarbeiter einen Blick auf die Laternen geworfen", sagt Andrea Mayr, Ingenieurin beim Tiefbau der Stadt Tönisvorst und zuständig "für alles, was mit Straßen zu tun hat". Jetzt steht dafür modernste Technik zur Verfügung: "Wir sind die einzige Firma in Deutschland, die dazu einen Laternenrüttler auf Rädern besitzt", sagt Prüftechniker Thomas Dittrich über das patentierte Prüfmobil der Viersener, mit dem sie nicht nur in ganz Deutschland unterwegs sind. "Wir haben auch schon die Masten der Wiener Straßenbahn damit überprüft", erzählt Dittrich. Derzeit sind er und sein Kollege Marcel Brüster mit dem weißen Kleintransporter mit dem auffälligen Hubarm auf dem Dach im Gewerbegebiet Industriestraße unterwegs. "Insgesamt werden hier 200 Laternen auf ihre Standfestigkeit geprüft", erklärt Mayr. Dabei spart das neue Verfahren Kosten. "Früher wurde ein Laternenpfahl ausgetauscht, wenn er ein paar Roststellen hatte", erklärt die Ingenieurin. Das kostet dann je nach Größe des Mastes zwischen 300 und 600 Euro.

Für einen geprüften Mast gibt es fünf Jahre Garantie

Jetzt werden die Masten einer genauen Prüfung unterzogen. Kommt die zu dem Ergebnis, dass der Mast hält, kann er stehen bleiben. "Und wir garantieren fünf Jahre dafür, dass ein als sicher geprüfter Laternenpfahl stehen bleibt", sagt Habrichs. Die Prüfung kostet nur 30 Euro pro Mast. Das Verfahren ist ausgefeilt. Bei der so genannten statischen Prüfung werden die verschiedensten Faktoren miteinberechnet. "Wir berücksichtigen etwa die Windzone, in der ein Mast steht", erklärt Brüster. Damit erhält er einen Wert, der aussagt, wie stark der Wind an einem Pfahl rütteln kann. Außerdem spielen das Material, die Höhe und die Dicke eines Mastes eine Rolle. Dann wird mit dem hydraulischen Arm auf dem Dach des Prüfmobils an dem Pfahl gedrückt und gezogen - und zwar mit einer Kraft, die dem 1,5 fachen entspricht, was er maximal aushalten müsste. "Es wird dabei nicht wirklich gerüttelt. Wir ziehen nur stark an der Laterne und messen, wie stark sie zurückpendelt", erklärt Dittrich. Federt er nur wenig, ist der Mast nicht mehr sicher und wahrscheinlich irgendwo durchrostet.

"Wir hatten auch schon welche, die unter der Erde durchgerostet waren. Da haben wir mit dem Prüfarm dran gezogen und dann kam uns der Mast entgegen", berichtet Dittrich. In einem solchen Fall wird sofort ausgetauscht. Allerdings müssen die Prüfer dann rund eine Stunde lang auf den Laternenpfahl aufpassen. "Das passiert meist kurz vor Feierabend", lacht der Prüftechniker.

Wartung In Tönisvorst stehen 3200 Laternen. Deren Instandhaltung kostet jährlich 90000Euro.

Energiesparen Die Lampen verbrauchen jährlich Strom für 185000Euro. Derzeit prüft die Stadt, wie man dabei Energie sparen kann.