Neersen: Festspiele aus dem Keller
Bilanz: Deutlich mehr Besucher als 2007 haben diesmal die Freilichtbühne in Neersen besucht.
Willich. Geschafft! Die Schlossfestspiele sind wieder auf dem Weg nach oben. Nach zwei traurigen Jahren mit Besucherzahlen, die im dunklen Keller zu besichtigen waren, strahlten die Willicher Verantwortlichen am Montag mit Intendantin Astrid Jacob um die Wette.
Über 2200 Besucher mehr als 2007, künstlerisch überzeugende Vorstellungen, die das Publikum ganz wunderbar unterhalten haben - die Lobeshymnen zum Ende der Spielzeit wollten gar kein Ende nehmen.
"In der Qualität wie hier in Neersen werden Sie den Nathan in unserer gesamten Region so schnell nicht wieder sehen", hob Norbert Schlöder, Vorsitzender des Festspiel-Vereins, gleich zu Beginn der Bilanz-Pressekonferenz die besondere Regie-Leistung von Astrid Jacob hervor.
Und Kultur-Dezernent Christoph Gerwers schob zum "Das Gespenst von Canterville" hinterher: "Kinder und Eltern haben dieses Stück genossen." Eine Auslastung von über 91 Prozent habe man hier erreicht: "Damit haben wir die Trendwende geschafft."
Lächelnd nahm Astrid Jacob das vielfache Lob entgegen, bekannte gleichzeitig: "Ich kann die Spielzeit nicht analysieren." Die vielen Bravos nach den Vorstellungen hätten ihr jedoch gezeigt: "Wir haben die Menschen erreicht." Das Gefühl habe sie auch in Gesprächen mit Schützen, Schülern, Lehrern und Kaufleuten gehabt. Und sie selbst sei diesmal "mehr gelandet" am Niederrhein.
Gedanklich ist die Theaterdame schon in der nächsten Spielzeit. So verriet sie, dass es viel Zuspruch für das neue "Kinderpaket" mit Vorstellungen für die ganz Kleinen gegeben habe. Das wird deshalb auch 2009 geschnürt: "Für das Figurentheater habe ich schon reizvolle Angebote bekommen." Beim Studio-Programm wolle sie längerfristig den Schwerpunkt auf Jugendstücke legen. Ein solch großes Spektrum wie diesmal könne man dort nicht immer erwarten.
Was 2009 gespielt wird, hat Jacob schon im Kopf - verraten will sie es aber noch nicht. Immerhin: Mit "Gauner und Satire" könne man die Stücke überschreiben. Begeistert ist die Intendantin vom "Naturerlebnis Festspiele": Die hätten in Neersen Kammerspiel-Charakter, bildeten mit Schloss und Park eine "Oase der Entspannung". Solche Attribute möchte sie in die Werbung mit einbringen, denn gegen Mammut-Bühnen wie Xanten komme man in Neersen nicht an.
Apropos: Im Vergleich zu anderen Freilichtbühnen bedauert Jacob die mangelnde Unterstützung von oben: "In Jagsthausen kommt sogar der Ministerpräsident zu den Vorstellungen." Und zu jedem einzelnen Stücken gebe es dort phantasievolle Plakate und Werbebanner. Immerhin: Mit den roten Festspiel-Schildern am Ortseingang sei dazu auch in Neersen ein erster Schritt gemacht.
"Frau Jacob ist anstrengend", bekannte ein schmunzelnder Christoph Gerwers angesichts dieser "fast unerschöpflichen Fülle von Ideen". Und versprach, sich in Sachen Werbung dafür einzusetzen, dass die Festspiele endlich ein Werbeschild an der Autobahn bekommen. "Auf unser letztes Schreiben dazu ist uns nicht mal geantwortet worden."