Nur mit den Augen berühren

Oldtimer-Rallye: 101 wunderschöne Autos und Motorräder mit etwas Besonderem gingen an den Start der Viersener Rundfahrt.

Kreis Viersen. Sie werden geliebt, gehegt, gepflegt und ins Herz geschlossen. Die Oldtimer-Autos. Da wird der VW-Käfer zum nostalgischen Maikäfer, blickt der Volvo auf "80 Jahre Sicherheit" und die BMW-Isetta ist auch im 21. Jahrhundert ein Unikum, für Autofahrer ab 1,80 Meter gänzlich uninteressant.

"Nur mit den Augen berühren", ruft Werner Zöllner aus Geldern. Klar doch, ist sein Ford A Coupé de Luxe mit 3284 Kubikzentimeter Hubraum doch ein Schmuckstück, ein Schätzchen. Der Oldtimer von 1930 hat einige Dinge, die man sich an einem Pkw des 21. Jahrhundert einfach nicht vorstellen könnte: Rückspiegel mit Lederriemen auf dem Reserverad festgemacht. " Kofferraum" ausklappbar, "Schwiegermuttersitz" genannt.

Den Bezug zur Natur hat VW in Wolfsburg offensichtlich für den Käfer von 1980 gesucht. Ein "junger Oldie", der auf den Namen Iltis hört und satte 130 Stundenkilometer fährt.

Da kann das älteste der 101 Fahrzeuge nicht mithalten. Der Citroen C 3 HPS von Rainer Nell aus Willich ist 85 Jahre alt, hat 13 PS und vier Zylinder bei 1300 Kubikzentimeter Hubraum und schafft nur 60 Stundenkilometer.

Bürgermeister Günter Thönnessen schwärmte beim Start auf dem Remigiusplatz von "wunderschönen Autos mit etwas Besonderem". Die Fußgängerzone war proppevoll beim Defilee der Oldies. Immer wieder gab es Beifall.

Zum Wagen passte das Outfit der Fahrer. Bei Detlef Dässel aus Mönchengladbach etwa, der trotz wolkenverhangenen Himmels meinte: "Ich fahre durch mit offenem Verdeck. Denn geschlossen wäre es ohnehin erst in gut 30 Minuten." Sein Packard stammt aus dem Jahr 1925. Die Michaela Wübbels aus Düsseldorf sang ein Loblied auf ihren 77 Jahre alten Ford A Toudor, der sie in 23 jähriger " Ehe" noch nie in Stich gelassen hat.

An seinen Farben Rot und Schwarz erkennt man ihn sogleich, den DKW F 8 Cabrio von Bernd Heinrichs aus Mönchengladbach, 53 Jahre alt. Bei 20 PS und zwei Zylindern schafft er nur 85 Kilometer in der Stunde.

Rainer Nell muss seine Autohupe mit der Hand betätigen und kann sich kaum Gehör verschaffen. Michael Stegers aus Viersen ist froh, dass die Rallye nicht über 200 Kilometer geht. Sein Isetta-Tank fasst nur 13 Liter, fünf bis sechs Liter braucht der "Kleine mit der Himmelstür" auch auf 100 Kilometer. 7500 Mark hat er vor sieben Jahren dafür gezahlt. Ein Vielfaches von dem, was der Wagen vor 46 Jahren kostete. Alfons Görgemanns aus Viersen freut sich, dass er "oben ohne" fahren kann. Vergangenes Jahr regnete es Bindfäden.