Oldtimer-Automobilclub aus St. Tönis Spargel-Club fährt zu den Spargelfeldern

Tönisvorst · Was bitte, macht ein Spargel-Club? Autofahren natürlich: In diesem Jahr brechen die Mitglieder des Allgemeinen Spargel-Clubs zum 44. Mal zur Spargeltour auf.

Herbert und Huberta Roden in ihrem Käfer Cabrio aus dem Jahr 1979.

Foto: Roden

Eigentlich müsste Herbert Roden langsam mal wieder in die Garage gehen und bei seinen alten Schätzchen nach dem Rechten sehen. Aber durch eine Hüft-OP ist er noch etwas gehandicapt und muss seine Aktivitäten reduzieren. Doch der Schriftführer des Allgemeinen Spargel-Clubs aus St. Tönis ist guter Dinge, bald wieder am Start zu sein. Wer jetzt bei Spargel-Club in der frisch gestarteten Spargel-Saison an das weiße Gold vom Niederrhein denkt, liegt ziemlich falsch. Herbert Roden (73) ist Schriftführer des Allgemeinen Spargel-Clubs – Freunde historischer Automobile. Und seine beiden Schätzchen in der Garage sind nicht etwa weißer und grüner Spargel, sondern ein königsrotes VW-Käfer Cabriolet aus dem Jahr 1979 und ein Volvo aus dem Jahr 1963.

Diese beiden Schmuckstücke – sie sind natürlich zugelassen – haben das „H“ auf dem Nummernschild und sind fahrtüchtig. „Dennoch muss man zu Beginn der Ausfahrtsaison die Autos einmal gründlich waschen und polieren. Das viele Chrom will gepflegt sein, und eventuell muss auch ein Blinkerlämpchen ausgetauscht und das Radio repariert werden“, sagt Roden.

Seit sechs Jahren sind er und seine Frau Huberta Mitglied im Allgemeinen Spargel-Club (ASC), der sogar die Spargelspitze in seinem Vereinswappen trägt. „Nachdem ich in Rente ging, musste ich mir etwas Sinnvolles einfallen lassen, womit ich gemeinsam mit meiner Frau, sie ist begeisterte Beifahrerin, die freie Zeit verbringen kann“, erzählt Herbert Roden. Doch wie kommt ein Automobilclub zu solch einem außergewöhnlichen Namen? Der Schriftführer weiß natürlich die Antwort: 1910 fanden sich in Nürnberg Automobilisten zusammen und pflegten ihr gemeinsames Interesse unter anderem mit einer Ausfahrt zu einem bekannten Spargelanbaugebiet in der Nähe. Die Franken gründeten 1910 den 1. Internationalen Auto-Spargel-Club in Deutschland.

Stammtisch und
gemeinsame Touren

Die niederrheinischen Automobilisten nahmen sich die Süddeutschen 1980 zum Vorbild – schließlich gibt es hier auch Spargel – und gründeten den Allgemeinen Spargel-Club – Freunde historischer Automobile. „Wir treffen uns einmal im Monat zum Stammtisch und machen im Frühjahr und Sommer einige Ausfahrten“, sagt Herbert Roden. Dazu gehören die traditionelle Maitour am 1. Mai, die Spargeltour im Juni, Grillfeste und die Pflaumenkuchen-Tour im September. „In diesem Jahr wird es unsere 44. Spargeltour sein, und bestimmt werden wieder zehn bis zwölf Teams der Einladung zu den Spargelfeldern folgen“, sagt Roden. Er hofft natürlich, bis dahin wieder fit zu sein, damit er die Kupplung des Käfers feste treten kann.

Im Alltag fahren die Rodens nicht mit den Schmuckstücken herum. „Die Oldtimer sind für den Alltag zu schade, und außerdem sind sie zu reparaturanfällig. Ich bin nicht der Schrauber“, sagt Roden lachend. Aber zwei Mitglieder im Club haben große Hallen mit Bühnen, wo sie mit Leidenschaft an den historischen Autos herumschrauben.

So ist auch der Käfer 1303 der Rodens vor zwölf Jahren fachmännisch restauriert worden. „Wir hatten das alte Cabrio für unsere Tochter kostengünstig zum 18. Geburtstag gekauft, und es hat auch einige Jahre seine Dienste getan. Doch irgendwann gab es keinen TÜV mehr, und die Werkstatt konnte nicht mehr reparieren. „Wir standen vor der Wahl, es grundlegend zu restaurieren oder zu verschrotten“, sagt der Autofreund. Sie entschieden sich für die grundlegende Restaurierung – und haben heute ein schmuckes rotes Cabrio mit schwarzem Verdeck.

Auch die Vereinskollegen seien „normale“ Oldtimerfreunde oder sogar Youngtimerfreunde (Fahrzeuge, die noch auf das H warten müssen). Beim ASC in St. Tönis gäbe es nicht die millionenteuren Kutschen. Aber dennoch, wenn sich die 35 Mitglieder am 16. Juni auf ihre Spargeltour begeben, macht das schon etwas her. Sie ziehen mit ihren gepflegten Schätzchen die Blicke der Passanten auf sich. Und wenn sie dann noch von ihrem Tönisvorster Spargel-Club erzählen, bleiben alles staunend stehen und bewundern die chromglänzenden Gefährte.