Ortskern im Dornröschenschlaf

Stadtplanung: Ganz schön trist sieht es an der Johanneskirche in Anrath aus. Eine Besserung scheint nicht in Sicht.

<strong>Anrath. Vorne hui, hinten pfui - diesen spontanen Eindruck haben Besucher, die zum ersten Mal in den Ortskern von Anrath kommen. Da liegen einerseits schöne restaurierte Gebäude, so zum Beispiel die ehemalige Gaststätte "Zum alten Zoll" an der Schottelstraße 1, die heute als Wohnhaus genutzt wird. Dann folgen hübsche Geschäfte rechts und links der Einmündung der Jakob-Krebs-Straße. Schräg gegenüber hat an der Ecke der Viersener Straße die Volksbank ein stattliches Fachwerk-Haus gebaut. Doch wenn man dann weiter in den Schatten der Kirche fährt, zeigt Anrath sein zweites Gesicht - und das ist alles andere als schön. "Da gibt’s Gebäude und Grundstücke, die wie faule Zähne aus dem Gebiss des Ortes ragen", hatte vor einigen Tagen der SPD-Ratsherr Uli Winkler beklagt. Da wäre zum Beispiel die ehemalige Gaststätte Bürgerkrug (Knabben) im hintersten Winkel des Kirchplatzes zu nennen. Sie steht seit über zehn Jahren leer und verfällt. Oder ein ehemaliger Bauernhof, neben dem - von einem Metallzaun notdürftige gesichert - eine wilde Müllkippe entstanden ist. Von "Flair" kann am gleichnamigen Bistro keine Rede mehr sein, die Wirtshausschilder sind längst verblasst.

Judohalle: Abriss noch in diesem Jahr

Wenn man etwas weiter geht, steht an der Ecke Fadheider/Schottelstraße schließlich die alte Sporthalle, die immer mehr verfällt. "Wann wird der Abrissbeschluss des Rates endlich umgesetzt?", will die SPD wissen. Gleichzeitig hat sie den Bürgermeister aufgefordert, mit den Grundstückseigentümern im Ortskern zu sprechen, um sie zu veranlassen, ihre Gebäude angemessen herzurichten. Schließlich stehe im Jahr 2010 das 1000-jährige Bestehen an.

Das weiß auch Martina Stall, Technische Beigeordnete der Stadt Willich. Überhaupt kennt sie die Diskussion um den Ortskern aus langjähriger, leidvoller Erfahrung. "Wir führen da seit Jahren Gespräche." Doch zu einer Übereinkunft mit den verschiedenen Eigentümern (darunter unter anderem eine Erbengemeinschaft) sei es nie gekommen.

Eine Chance sieht Martina Stall in einer Gesetzesinitiative des Landes. Danach soll es ein "Immobilien- und Standortgemeinschaften-Gesetz" geben. Wie funktioniert das? Mehrere Privat-Eigentümer tun sich zusammen, legen für die Überplanung und Umgestaltung eines Areals Geld zurück und bekommen dafür staatliche Fördergelder. Der Gesetzesentwurf, so Martina Stall, befinde sich in der Anhörung.

In Sachen Turnhalle an der Schottelstraße (sie wurde lange von der Judo-Abteilung des DJK/VfL Willich genutzt) stehen nach Auskunft von Stall konkrete Schritte an. Der Abriss werde innerhalb dieses Jahres erfolgen. Das Gelände soll dann überplant werden.