Pianohaus Paul Popken: Der Herr der guten Stimmung
Paul Popken beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit dem Verkauf, der Miete, dem Stimmen und der Reparatur von Pianos.
Willich. Sein Sohn lebt mit seiner Familie in Toronto, die Tochter in Basel. „Leider haben wir daher über die Weihnachtstage keine Gelegenheit, wie früher selbst zu musizieren“, sagt Paul Popken. Seit dem 15. Lebensjahr spielt er Klavier, Ehefrau Irmela ist eine professionelle Flötistin. Dabei hätte er für die Hausmusik am Heiligabend die freie Auswahl: In seinem Pianohaus an der Krefelder Straße 16 in Willich stehen auf zwei Etagen etwa 50 generalüberholte und neue Klaviere sowie Flügel.
PPP — dies steht für Pianohaus Paul Popken, das es seit 1970 gibt. Erst in Ratingen, dann seit 1989 in Willich. „Ich bin eigentlich mehr durch Zufall zu dem Handwerk eines Klavier- und Cembalobauers gekommen, da war damals gerade eine Lehrstelle frei“, erzählt der heute 63jährige. Jedenfalls fand er Spaß daran und erfüllte auch den Wunsch seines Lehrherrns: „Wenn du zu den Kunden fährst, wäre es gut, wenn du das Klavierspielen lernst.“
Also setzte er sich ans Instrument, nahm Klavierstunden und bildete sich auch hier fort. Sein eigenes Urteil: „An die Großen komme ich natürlich nicht ran, aber es reicht.“ Viele Profis sollte er im Laufe der Zeit durch seinen Beruf kennenlernen. Mittlerweile war Paul Popken Klavier- und Cembalobaumeister und wurden seine Fertigkeiten und Kenntnisse in den Fachkreisen bekannt. „Du musst schon auch mathematisch was darauf haben, denn so ein Klavier besteht aus bis zu 220 Saiten und die Züge und die Zugkraft müssen einzeln berechnet und justiert werden“.
Es hat sich viel verändert, weiß der Mann. „Früher wurde viel mehr Hausmusik gemacht, stand fast in jeder Bar ein Piano“, erinnert sich Paul Popken. In den letzten Jahren stellte der „Herr der Saiten“ dennoch fest, dass die Pianomusik zuhause wieder zunimmt. Dennoch schaue man mehr aufs Geld, ist vorsichtiger bei der Anschaffung.
In der Werkstatt des Willichers ist trotzdem immer genug zu tun, gerade ist Popken mit der Generalüberholung eines Grotrian-Steinway-Klaviers für eine Willicher Familie beschäftigt. Aber auch andere Altertümlichkeiten und Schätzchen stehen hier: ein selbstspielendes Instrument von 1920, dessen Walzen auf Knopfdruck unter anderem den Schneewalzer spielen und das früher in einem Theater im Osten gestanden hat — Liebhaberpreis: 49 000 Euro. Oder ein barockes Cembalo, dessen Saiten nicht angeschlagen sondern angezupft werden.
Verkauf, Miete, Reparatur und Stimmen — dass sind die vier Säulen des Pianohauses. Er bietet daher neben dem Neukauf auch den Mietkauf an. „Die monatliche Miete beträgt zwei Prozent des Verkaufspreises, bei einem 5 000 Euro teuren Klavier also 100 Euro im Monat.“
Die Mietzahlungen in den ersten 24 Monaten werden dann beim womöglich späteren Kauf angerechnet. „So hat zum Beispiel das Kind zwei Jahre, sich zu entscheiden.“ Natürlich müsse regelmäßig geübt werden, benötige man dafür eine gewisse Disziplin, Popken: „Es darf aber kein Zwang werden.“
Da die verschiedenen Hölzer der Gehäuse, egal ob aus Palisander, Mahagoni, Nussbaum oder Eiche atmen, empfiehlt der Chef des Pianohauses, die Instrumente zu Beginn einer jeden Heizperiode stimmen zu lassen. Gut sei auch die Aufstellung von Wasserverdampfern in den Wintermonaten. Und was in letzter Zeit immer häufiger vorkommt: „Motten, die auf der Suche nach dem Filz im Innern sind.“ Hier schlägt Popken vor, geeignete Bekämpfungsmittel in die Kästen zu hängen.