Praktikumstage in Willich: Beim Metzger „schnuppern“

Schüler der Stufe 9 am St. Bernhard schauen sich zwei Wochen in Berufen um.

Willich. Derzeit schauen bei den Sparkassen, in den Betrieben, Kindergärten oder Schulen junge Leute den Mitarbeitern, Erziehern oder Pädagogen über die Schulter. Erleben an Ort und Stelle, ob die Tätigkeit etwas für sie sein könnte. Am St. Bernhard Gymnasium hat gerade für die Schüler der neunten Klassen das zweiwöchige Berufs-Praktikum begonnen. Die WZ begleitete zwei 14-Jährige: Jakob Zimmer in der Schiefbahner Metzgerei von Bernhard und Diana Kreutzer sowie Johanna Speich auf dem Neesener Ramshof.

„Ich war schon immer ein großer Fleischfan. Vor allem Steaks esse ich für mein Leben gern“, plaudert Jakob Zimmer in einer kleinen Pause in der Metzgerei an der Hubertusstraße. Er zieht sich gerade die weiße Kittelschürze über und soll „klar Schiff“ machen, also den Raum und die Maschinen säubern. „Denn die Hygiene ist hier sehr wichtig“, sagt der 14-Jährige, der den Mitarbeitern am ersten Tag erst einmal nur zugeschaut hat.

„Die jungen Leute sollen sich einen Überblick über die Tätigkeiten hier verschaffen“, erläutert Bernhard Kreutzer. Der 48-jährige Metzgermeister führt seit langem mit seiner Ehefrau den Betrieb, den sein Vater Hubert dort 1965 eröffnet hatte.

Für den jungen Neersener war es gestern bei Kreutzers der zweite Tag. Das Aufstehen um 5.45 Uhr sei kein Problem gewesen. Um 7 Uhr begann auch gestern sein Arbeitstag, wobei er schon selbst versucht hat, das Wurstbrät in die dünnen Naturdärme zu pressen oder die Cutter-Maschine zu bedienen.

„Ich wollte mein Praktikum nicht in einem Büro machen, sondern lieber was Praktisches“, sagt er. Daher habe er sich für die Metzgerei entschieden, zumal er eine gute Küche schätze. Die Arbeit gefällt ihm — das ständige Putzen allerdings weniger.

Ob er später mal als Metzger arbeiten möchte? Kaum, vielleicht eher in der Medizin. Ein guter Schüler ist Jakob allemal. „Aber sein Berufswunsch wechselt etwa halbjährlich“, sagt Mutter Birgit. Informatiker, Journalist oder Arzt seien zuletzt in der Auswahl gewesen.

Jedenfalls macht Jakob auch in der Kittelschürze seine Arbeit sehr ordentlich. Bernhard Kreutzer ist zufrieden. Erst einmal will Jakob 2016 ein gutes Abitur machen.

Etwa vier Kilometer weiter hat Johanna Speich im Ramshof ganz andere Aufgaben. Sie deckt gerade mit den festen Mitarbeiterinnen in der Remise die Tafel. Am Abend werden 71 japanische Gäste zu einem Bankett erwartet. Andrea Contzen erklärt ihr einige Regeln beim Decken des Tisches: „Zum Gegenüber muss das Besteck immer genau parallel liegen, das Logo auf den Tellern muss richtig platziert sein und die Messerschneide muss immer nach innen, also zum Teller hin, ausgerichtet sein.“

Die 14-Jährige hatte auch schon die Wlan-Tickets für die Gäste am Abend hergestellt. „Denn jeder Gast bekommt ein Ticket mit unserer Internet-Verbindung“, erklärt Chefin Henny Stieger. Dies gehöre zum Service.

„Den Ramshof kenne ich gut, hier hat auch zuletzt mein Vater seinen 60. Geburtstag gefeiert“, erzählt Johanna. Sie hat sich selbst um die Praktikumsstelle bemüht, auch schon am ersten Tag die Hotelzimmer gelüftet und gereinigt und dem Chef der Küchenmeisterey, Matthias Stieger, über die Schulter geschaut.

„Sie kann sich hier jederzeit um eine Ausbildungsstelle bewerben“, sagt Henny Stieger. Johanna in ihrer weißen Bluse und dem schwarzen Rock ist nicht abgeneigt: „Wenn ich mein Abi habe, könnte ich mir durchaus erst einmal eine Lehre als Hotelfachfrau vorstellen.“ “ siehe Kasten