Schäden: Ein gefährliches Pflaster

Anwohner im Pipper-Gebiet haben sich an die Stadt gewandt. Die will jetzt reagieren.

St. Tönis. Es wackelt und hat Luft — aber es sitzt nicht wirklich. Die Rede ist vom Pflaster, das in der Heinrich-Böll-Straße in St. Tönis verlegt ist. Zum Teil ist es so lose, dass man die Steine mit den Händen locker herausnehmen kann, an anderen Stellen ist mit Teer geflickt worden. „Nicht mehr vertretbar“, heißt es von den Nachbarn und Anliegern.

Wie kann das sein? Die Heinrich-Böll-Straße gehört zum sogenannten Pipper-Gebiet, das bis Ende der 90er Jahre fertig wurde. Das Pflaster stammt aus der gleichen Zeit und stellt im jetzigen Zustand eine Gefahr dar. Von dem Krach, der durch Fahrten über das Wackel-Pflaster ausgelöst wird, mal ganz abgesehen.

Die Betroffenen haben sich in einem Brief über den Bürgermeister an den Stadtrat gewandt und auf den Missstand aufmerksam gemacht. „Das ist kein normaler Verschleiß. Wer trägt die Verantwortung?“, wird gefragt.

Was viele befürchten: Sollte der kommende Winter hart werden und es viel Frost geben, komme es zu zahlreichen neuen Schäden. Deshalb fordern die Menschen von der Stadt, die Reparaturen im Rahmen der Unterhaltspflicht auszuführen. Bei Telefonaten mit der Stadtverwaltung wurde ihnen bereits signalisiert: Eine Komplett-Sanierung ist in den kommenden Jahren nicht vorgesehen — es ist kein Geld da.

Was den Zorn der Menschen in dem Gebiet zusätzlich erregt ist die Tatsache, dass sie bei Fertigstellung des Areals bereits an den Erschließungskosten beteiligt wurden. Man habe das Recht auf eine intakte Straße, heißt es.

Richtig kaputt ist die Fahrbahn an der Einmündung der Gerhart-Hauptmann-Straße zur Gelderner Straße hin. Auf mehreren Metern wirkt das „Flickwerk“ selbst schon gefährlich. „Wenn da ein Radfahrer im Dunkeln reingerät, kann das zu schweren Stürzen führen“, sagt ein Passant. Er befürchtet, dass die Heinrich-Böll-Straße in Kürze auch so aussehen könnte.

Auf der anderen Seite: Nicht überall ist die Fahrbahn in einem desaströsen Zustand. Auf der Hermann-Hesse-Straße wackelt nichts.

Bei der Stadt scheint das Pflaster-Problem erkannt zu sein. „Man hat immer wieder solche Stellen, aber in den letzten zwei Jahren haben die Schäden im Pipper-Gebiet so stark zugenommen, dass wir ein Gesamtkonzept brauchen“, sagt Pressesprecherin Catharina Perchthaler.

Versuche, das lose Pflaster beispielsweise in Split zu verlegen, hätten nichts gebracht. Jetzt werde ein Sachverständiger beauftragt, der die Situation bewerten müsse. „Der uns letztlich sagt, was zu tun ist“, so Perchthaler. Auf eine Gewährleistung könne man nicht mehr zurückgreifen, die gelte nur vier Jahre. Wie lange das Ganze sich jetzt hinzieht, kann sie nicht sagen.

Die Stadt hatte bereits ein Tempo-10-km/h-Schild und Warnbaken aufgestellt. „Da hält sich keiner dran, beziehungsweise die Baken werden einfach auf Seite geräumt“, so die Presse-Frau. Was sie nicht bestätigt: Die Stadt hört sich derzeit bei anderen Kommunen um. Dass sich das Pflaster löst, kommt wohl immer wieder vor. Wie gehen andere mit dem Problem um?