Wettbewerb „#mitreden“ in Willich Schulsozialarbeit: Schüler tauschen Argumente aus

<irwordspace style="word-spacing 025em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Willich </irglyphscale></irwordspace> · Die Robert-Schuman-Europaschule beteiligt sich am Debatten-Wettbewerb „#mitreden“, das Finale wird im Düsseldorfer Landtag ausgetragen. In der Vorrunde in Willich traten zwei Teams an, um ihr Publikum und die Jury von ihrem Standpunkt zu überzeugen.

Auf der Bühne in der Aula der Robert-Schuman-Europaschule tauschten Maia Thees, Tugce Nur Subay, Lisa Bach und Mirko Engler (v.l.) ihre Argumente aus. Eine Jury und rund 60 Oberstufenschüler bewerteten sie.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Der Gong ertönt, die Zeit läuft. Die Oberstufenschülerinnen Maia Thees und Tugce Nur Subay haben jetzt genau zwei Minuten, um ihren Standpunkt zu vertreten. Sollte die Stadt Willich künftig keinen Schulsozialarbeiter mehr für die Robert-Schuman-Europaschule finanzieren und das Geld lieber anderweitig nutzen? Die beiden sind der Ansicht, sie sollte. Noch drei, zwei, eine Sekunde – dann sind ihre Gegner dran. Auch Mirko Engler und Lisa Bach haben jetzt 120 Sekunden Zeit, auf der Bühne in der Aula ihr Statement abzugeben. Sie werben natürlich für den Erhalt der Schulsozialarbeiterstelle, schließlich geht es an diesem Vormittag um Pro und Contra: Die vier Schülerinnen und Schüler treten im Debatten-Wettbewerb „#mitreden“ an.

Insgesamt acht Schulen beteiligen sich an dieser Wettbewerbsrunde von „#mitreden“. Vier von ihnen kommen ins Halbfinale, das ebenso wie das Finale im Düsseldorfer Landtag ausgetragen wird. Eine Jury bewertet die Debatten und kürt die Sieger. Noch haben die Jurymitglieder nicht alle acht Schulen besucht, deshalb geben sie nach der 20-minütigen Debatte in Willich auch kein Ergebnis bekannt. Die knapp 60 Schülerinnen und Schüler der Stufe 13 hingegen, die den Wettbewerb von ihren Sitzplätzen vor der Bühne aus verfolgen, dürfen direkt ihr Sieger-Team wählen. Darüber hinaus stimmen sie vor und nach der Debatte darüber ab, ob sie für die Pro- oder die Contra-Seite sind.

„Sollte die Stadt Willich Einsparungen im Bereich der Finanzierung der Schulsozialarbeit vornehmen?“, ist das Thema, das die Schülerinnen und Schüler des Zusatzkurses Sozialwissenschaften der Stufe 13 für die Debatte gewählt hatten. Mittels Münzwurf entschieden sie im Unterricht darüber, welches der beiden Debatten-Teams die Pro- und welches die Contra-Position vertreten soll. Bevor nun die 19-jährige Maia Thees, ihre 18 Jahre alten Mitschüler Tugce Nur Subay, Lisa Bach und Mirko Engler auf der Bühne argumentieren, stimmt Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) die Schülerinnen und Schüler auf die Debatte ein.

Für Schulsozialarbeit
fallen jährlich 440 000 Euro an

Rund 200 Millionen Euro habe die Stadt im Jahr zur Verfügung, für die Schulsozialarbeit fielen Kosten in Höhe von 440 000 Euro an, „ein Drittel trägt das Land dazu bei“, berichtet Pakusch. Der Haushaltsplanentwurf für das Jahr 2025 weist ein Defizit von 20 Millionen Euro auf, die Stadt habe zwar 20 Millionen Euro Ausgleichsrücklage, aber: „Wenn die aufgebraucht sind, haben wir ein Problem.“ Gespart werden müsste dann vielleicht im Bereich Schwimmbad De Bütt, Schlossfestspiele Neersen – oder Schulsozialarbeit. „Wir werden auf jeden Fall das, was hier abgestimmt wird, in die Politik tragen“, sagt der Bürgermeister, der gemeinsam mit der Beigeordneten Sarah Bünstorf den Wettbewerb verfolgt.

Mit QR-Code und Smartphone stimmen die Schülerinnen und Schüler vor Debatten-Beginn darüber ab, ob sie dafür oder dagegen sind, die von der Stadt getragene Schulsozialarbeiterstelle an ihrer Schule einzusparen. Die zweite, vom Land finanzierte Stelle, bliebe übrig. Für die Einsparung sind 18 Prozent, dagegen 82 Prozent. Dann ertönt der Gong, die Zeit läuft, die Debatte beginnt mit den je zweiminütigen Statements der beiden Teams. Im Anschluss wird 20 Minuten lang argumentiert.

Maia Thees und Tugce Nur Subay vertreten die Ansicht, das Geld lasse sich effizienter nutzen: für Digitalisierung, Klimaschutz und den Ausbau der zu kleinen Mensa, zum Beispiel, oder um das Jugendamt und Jugendeinrichtungen zu stärken. Auch freies W-Lan und einen Security-Dienst in Willich nennen sie als Alternativen. „Wir sollten dafür sorgen, dass die Kinder und Jugendlichen in der ganzen Stadt sicher sind“, sagt Maia Thees. Das Pro-Team argumentiert, in der Schule könnten Lehrer und Ehrenamtliche den Schülern bei Problemen helfen – und die Eltern müssten mehr Verantwortung übernehmen.

Mirko Engler betont für das Contra-Team: „Schulsozialarbeit ist keine Nebensache.“ Sie sei ein Rettungsanker für Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen, sie einzusparen, „ein Angriff auf die Zukunft junger Menschen“. Für das Contra-Team sind zwei Schulsozialarbeiter gerechnet auf rund 1100 Schüler an ihrer Schule „echt zu wenig“. Er ist der Ansicht, Schulsozialarbeiter könnten den Schülern bei individuellen Problemen wie Mobbing oder Gewalt besser helfen als Lehrer, die noch andere pädagogische Aufgaben erfüllen müssten. Und: „Das System Schule ist der absolut falsche Ort, an dem man Einsparungen machen sollte.“

Nach der Debatte gibt die Jury eine kurze Einschätzung ab, die Bewertung fällt überwiegend positiv aus. So loben die Juroren zum Beispiel, dass die Teams auf die Argumente der Gegenseite eingegangen sind und der Redeanteil ausgewogen war. Bleibt noch das Abstimmungsergebnis des Publikums: 22 Prozent entscheiden sich diesmal für Pro, 78 Prozent für Contra. Weniger einig sind sich die Zuhörer, welches Team besser debattiert hat: 55 Prozent stimmen für Team Pro, 45 Prozent für Team Contra.