St. Tönis: Bäcker Steeg gibt nicht auf

Nach Brand- und Wasserschaden wollten die Eheleute erst aufgeben. Doch nun planen sie sogar einen Neubau.

St. Tönis. Nach dem Unglück waren sie wie gelähmt. "Wir wollten am liebsten aufgeben", sagt Doris Steeg. Am 20. Dezember 2009 hat ein zerborstenes Wasserrohr ihr Haus an der Hochstraße geflutet und sowohl die beiden Mietwohnungen wie auch die Bäckerei-Filiale im Erdgeschoss zerstört.

Der Fall wog besonders schwer, da bereits ein Jahr zuvor das Steeg-Stammhaus an der Krefelder Straße infolge eines Mülltonnenbrandes verwüstet worden war. Ein Unglück, das das Ehepaar mit den drei Kindern an den Rand ihrer Existenz geführt hatte. Der Verkauf der Backwaren ging aus einem Wagen heraus weiter, erst im Februar 2009 konnte das Geschäft wieder eröffnet werden.

"Und dann das!" erinnert sich Doris Steeg an den vierten Adventssonntag, an dem das Wasser im Haus an der Hochstraße aus allen Fugen quoll. Steegs nutzten dort das Ladenlokal und hatten ein kleines Cafe eingerichtet. "Ich traf mit meinem Mann am Laden zusammen. Wir haben uns nur angesehen und wussten nicht mehr weiter." Vier Wochen habe der Schock angedauert, "dann waren wir so weit", sagt sie und nickt mit Nachdruck.

Nun haben sie und ihr Mann Stefan entschieden, auch hier weiter zu machen. "Wir werden abreißen und neu aufbauen", sagt das Ehepaar. Mit Ladenlokal und Café im Erdgeschoss und Mietwohnungen in den Obergeschossen. Gibt der Statiker grünes Licht, dass die Fassade beim Abriss stehen bleiben kann, werden es drei, sonst zwei Obergeschosse. Die bisherigen Mieter, die nach dem Rohrbruch in ein Hotel ziehen mussten, haben inzwischen neue Wohnungen gefunden.

Die Parzelle sei zwar schmal, erstrecke sich aber bis an den Alten Graben. Anstelle der Lagerräume und der Backstube werde ein Innenhof und ein Wintergarten entstehen, der noch mehr Komfort für die Gäste bietet.

Eine Wiederherstellung des alten Gebäudes, an der sich die Schadensregulierung der Versicherung orientiere, komme nicht in Frage: "Das sind alte Decken, mit Lehm und Holz", nennt Doris Steeg die baulichen Gegebenheit. "Da dringt das Wasser durch und durch." Sie zweifelt, dass man das jemals wieder richtig trocken bekommt und fürchtet muffigen Geruch. "Und was ist Muff? Schimmel!", sagt sie. "Das geht nicht, wenn sie Lebensmittel verarbeiten."

Also wird sie in den kommenden Wochen wieder Messen besuchen, neue Kaffeemaschinen und Ladentheken ordern. "Wir kennen uns jetzt ja schon aus", sagt sie.