St. Tönis: Mädchen mit Kampfgeist
Kurs: In den Ferien haben junge Frauen gelernt, sich gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt zur Wehr zu setzen.
St. Tönis. Eine junge Frau sitzt in der Straßenbahn, neben ihr ein Mann. Nur schwer zu erkennen, dass er Stück für Stück näher rückt. Doch dann legt er seinen Arm um ihre Schulter, um sie an sich heranzuziehen. Was nun? Die meisten Mädchen und Frauen fühlen sich in so einer Situation unsicher, wissen nicht, wie sie reagieren sollen, trauen sich nicht einmal, um Hilfe zu rufen und stehen unter Schock.
Im Rahmen des Ferienprogramms in Tönisvorst fand in der Gymnastikhalle der Jahnsportanlage ein Selbstverteidigungskurs für Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren statt. Dort wurde unter anderem oben genannte Situation besprochen.
Der Kurs war mit 23 interessierten Mädchen gut besucht. Unter der Leitung von Trainer und Personenschützer Roland Krichel und seinen Assistenztrainern Jochen Moors, Vorsitzender der Jungen Union (JU) Tönisvorst, sowie Studentin Alexandra Kim Amaruq lernten die Schülerinnen, wie sie sich in verschiedenen Situationen zu verhalten haben.
Die Praktiken, wie zum Beispiel den "Educational Stop", durften sie sogar an einem lebenden Objekt testen. Dafür stellte sich Moors, dick gepolstert, zur Verfügung. Immer wichtig sei es, sich lautstark zu verteidigen, denn die Täter, die sich an jungen Frauen vergehen, sind meist viel stärker.
Mit der Stimme kann man auf sich aufmerksam machen und Hilfe herbeirufen. Und auch körperlich Unterlegene können sich mit den richtigen Handgriffen aus einer bedrohlichen Lage befreien. Dabei sollten sie ihren Kampfgeist nicht verlieren.
"Damit es aber gar nicht erst zu solchen Angriffen kommt", sagt Roland Krichel, "solltet ihr immer aufmerksam sein und nie ganz in euren Tagträumen versinken." Denn passieren kann ein solcher Übergriff sowohl am Tag als auch in der Nacht.
Falls etwas ungewöhnlich und auffällig sei oder man das Gefühl habe, von einer Person verfolgt zu werden, so helfe auch oft einTelefonat, bei dem man seine Eltern informiert. In brenzligen Situationen sollte man auch niemals die Telefonnummer der Polizei oder der Feuerwehr beziehungsweise des Notarztes vergessen.
Zum Schluss wurden noch allerlei Fragen von den Trainern beantwortet und weitere Praktiken vorgeführt. Erstaunlich blieb folgende Frage: "Was ist, wenn ich mit meiner Abwehr den Täter schwer verletze? Sollte ich dann den Notarzt rufen?" Keinesfalls! Diese Sorge sollte eine Frau in solchen Momenten sofort ablegen, denn "vorerst geht es darum, das eigene Leben zu retten", sagt Jochen Moors.
Er hofft, dass künftig mehr Selbstverteidigungskurse für Mädchen angeboten werden: "Ich würde mir wünschen, dass auch andere Vereine und Verbände solche Angebote machen", sagt er. Interessierte können sich unter folgender Adresse im Internet informieren.