St. Tönis: Märchenhaft und kunterbunt

Schlaue Bauern, Pinguine mit Plastikverpackung und „Uwes Kochstudio“ brachten die Narren trotz Regen zum Lachen.

St. Tönis. 53 teilnehmende Gruppen bildeten am Sonntag einen stattlichen Karnevalszug. Das Wetter hätte zwar besser sein können, aber als sich der närrische Lindwurm um 14.11 Uhr in Bewegung setzte, nieselte es nur noch ganz schwach.

Die Akteure hatten wieder sehr viel Arbeit und Phantasie investiert - die Fußgruppen und Wagen konnten sich wahrlich sehen lassen. "Wer feiert und lacht, ist immer im Recht", lautete das Motto des Zuges. Es war auf Prinz Lothar I. (Vauth), von Beruf Anwalt, perfekt zugeschnitten. Der zeigte sich am Sonntag heiter und gelassen: "Ich hätte nichts dagegen, noch mal Prinz zu werden - nur noch nicht im nächsten Jahr."

Im Superwahljahr 2009 hatten sich die beiden großen Parteien einiges einfallen lassen: "Wo wir sind, da ist vorne", lautete das selbstbewusste Motto bei der CDU. Die 23-köpfige Besatzung dieser überdimensionalen Bütt bestand im Wesentlichen aus Ratsmitgliedern und solchen, die es im Sommer werden wollen. Hier fuhr auch Bürgermeister-Kandidat Thomas Goßen mit, während Amts inhaber Albert Schwarz vom Wagen der Stadt aus winkte.

Der SPD-Wagen in Rot-Gelb präsentierte sich von der Gestaltung her als Markenprodukt, das jeder kennt: "Wir kochen nicht unser eigenes Süppchen", war da im Maggi-Stil zu lesen. Der Wagen war zu "Lothars und Uwes Kochstudio" erklärt worden. Bürgermeisterkandidat Uwe Leuchtenberg trat recht verwegen als Piratenführer auf.

Für Lokalkolorit sorgten unter anderem die Kicker von "Teutonia St.Tönis": Bei ihnen drehte sich fast alles um die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika im kommenden Jahr - verbunden jedoch mit einer Bitte und einer Empfehlung: "Baut uns einen zweiten Platz, dann sind wir der Top-Ersatz." Der Reitverein Seydlitz gab sich ebenfalls politisch: "Ob Somlia, Finanzwelt oder Pferdestall - Piraten gibt es überall."

Uli Triebels und seine 29 Mitstreiter froren schon ein wenig in ihren weißen Rüschenhemden. Der Freundeskreis "Die Happy Feets" kam als Pinguine verkleidet - der "Frack" war vorsichtshalber mit Plastikfolie wetterfest gemacht worden.

"Bei uns da ist der Bauer in jedem Falle schlauer", stand am Mottowagen der Rheinischen Landjugend Tönisvorst, die Bauernhof-idylle hätte aus einem Kinderbuch stammen können. Die Freiwillige Feuerwehr machte auf ihren 200. Geburtstag aufmerksam: Auf ihrem Wagen thronte eine überdimensionale dreistöckige Torte.

Auch für Krefelder ist es offenbar attraktiv, in St. Tönis mitzumachen: Nachdem die Bockumer Skaterhockey-Spieler "Bockumer Bulldogs" aus Uerdingen keine Zusage erhalten hatten, kamen sie einfach nach St.Tönis. Ihnen gefiel’s ebenso wie den Leuten vom Bäskeshof, die über 30 "Schafe" und gleich mehrere Schäfer Heinrich mitgebracht hatten.

Der Narrenschwof in der Rosentalhalle fiel diesmal aus, dafür wurde in den Gaststätten und auf dem Kirmesplatz an der Willicher Straße kräftig After-Zug-Party gefeiert.