Anrath: Ein bisschen Spaß muss sein

Bunt kostümiert wie selten ging’s beim Narrentreck in Anrath zu. Der Regen hörte pünktlich auf.

Anrath. Die Jungs finden den Weg in den Rock. Zumindest den Verkleidungen nach zu urteilen, die beim Anrather Tulpensonntagszug zu sehen waren. Manche trotz der Netzstrümpfe in derben Schuhen, andere in High-Heels. Überhaupt waren fast alle Narren beim Höhepunkt des Willicher Karnevals verkleidet. Gruppen im Bienenkostüm, Engelchen, viele Kühe und Schweine. Vater Bär und Tochter Bär, Piraten und Cowboys sowieso.

Der Nieselregen hörte pünktlich um 13.11 Uhr auf, trotzdem war es nasskalt, die Kälte zog in die Knochen. Doch die Kapellen im Zug wie am Rande sorgten mit Musik, die in die Beine ging, für Bewegung. Das Team Hawaii, eine Gruppe Jugendlicher, hatte sich gegenüber von Juwelier Stevens postiert, in unmittelbarer Nähe zum Bauwagen der Streetworker Marion Tank und Dirk Windbergs.

Ihren Wagen, von dem die Musik für die ganzen junge Leute tönt, sprich Sido und dergleichen, haben sie im Stil der Love-Parade gestaltet. "150 Stunden mit drei Leuten", beziffert Sascha Rölle den Aufwand. Morgens um 7.45Uhr sind sie in Schiefbahn losgeschoben, anschließend geht es wieder zurück. Als "Flieger, grüß’ mir die Sonne" aus ihrer Anlage tönt, singen sogar die Familienväter und -mütter auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit.

40 Gruppen waren es immerhin, die sich den Weg durch Anrath bahnten. Und wer denkt, die Verzögerungen und Lücken kämen daher, dass um die Kirche herum kein Durchkommen wäre, weil sich so viele Zuschauer auf dem Weg tummeln, hat wohl noch nicht beobachtet, dass zumindest an diesem Sonntag zahlreiche Fotografen für Stopps sorgten, die die gesamte Truppe fotografieren wollten und erst mühsam zusammen trommelten.

Fröhlich ist die Gruppe der Spaßbacken anzusehen. Die "tanzen wieder". Sie tragen alle den gleichen bunten Flower-Power-Anzug mit Schlaghose und die gleiche blonde Lockenperücke, völlig non-konformistisch, so, wie es damals eben war.

Der Freundeskreis Anrath mit dem Motto "Et kütt wie et kütt, un nix bliev wie et es" scheint sich in Orangen verwandelt zu haben, denn sie stecken in aufblasbaren, kugelrunden orangefarbenen Kostümen. "Wir sind Kürbisse!" stellen sie ihr Kostüm aber eiligst klar. Nächstes mal sollten sie anfügen: "Und nix ist wie et scheint."

Eine weitere Gruppe hat Ballons aus Pappmaché gebastelt, die über den Mitgliedern schweben. Die Aach Blenge sind als Chinesen verkleidet. Auf dem Bock des Prinzenwagens sitzt Geschäftsführer Loni Linden, auf dem Wagen ein Minister im Schalke-Schal.