Stadt hilft Firmengründern kräftig auf die Sprünge

Bilanz: Seit sechs Jahren gibt es in Willich ein Gründerzentrum. 44 Mieter gingen dort ein und aus.

<strong>Willich. Solide Basis für einen guten Start: So beschreibt die Wirtschaftsförderung der Stadt Willich in ihrer druckfrischen Werbebroschüre ein Vorzeige-Projekt. Die Rede ist vom Gründerzentrum im Stahlwerk Becker, das gerade Geburtstag feiern konnte: Seit sechs Jahren arbeitet die Einrichtung in der denkmalgeschützten Industriehalle an der Gießerallee. "Im Februar 2002 sind die ersten Mieter eingezogen", erinnert sich Klaus-Thomas Riedel, der das Projekt von Anfang an betreut.

In Willich wird kein Geld verliehen

Die Idee war damals, Firmengründern zu helfen, indem man sie finanziell entlastet. In anderen Städten, so erinnert sich Riedel, seien damals schon Kredite an junge Unternehmer vergeben worden, bei denen die Zinsen nach der Dauer der Selbstständigkeit gestaffelt wurden. "Da haben wir uns gesagt: Das können wir auch."

Doch in Willich wird kein Geld verliehen. Die Jung-Unternehmer bekommen vielmehr im Gründerzentrum Büro- und Lagerflächen zu günstigen Miet-Konditionen angeboten. Und als Sahnehäubchen gibt es das interessante Ambiente der alten Halle. Was im Moment ein Fotograf zu schätzen weiß, der dort sein Atelier eingerichtet hat.

Die Miete im Gründerzentrum wird gestaffelt: Im ersten Jahr der Selbstständigkeit müssen 4,30 Euro pro Quadratmeter Bürofläche gezahlt werden. "Das sind 50 Prozent der Kosten für vergleichbare Objekte am Markt", betont Riedel. Danach geht es schrittweise nach oben, bis im fünften Jahr 8,70 Euro fällig werden. Nach maximal acht Jahren muss die Firma auf eigenen Beinen stehen und das Haus wieder verlassen.

Das Konzept sei aufgegangen: 25 Mietverträge mit jungen Unternehmern wurden anfangs abgeschlossen. Nur vier seien aus der Selbstständigkeit wieder ausgestiegen, teils nach größeren finanziellen Problemen. Sechs Firmen, so Riedel weiter, hätten Willich irgendwann verlassen: "Da weiß ich nicht, was aus denen geworden ist."

Im Moment gibt es 19Mieter, davon noch einer aus der Anfangsphase. Alle Büroflächen seien belegt, zwei von drei Hallen seien frei. "Das ist eine gesunde Auslastung", meint Riedel.

Zur Person: Klaus-Thomas Riedel (53) bereut das Gründerzentrum seit der ersten Stunde. Der gelernte Speditionskaufmann hat später Wirtschaftswissenschaften studiert und war bis 1998 bei der IHK beschäftigt. Seit zehn Jahren arbeitet er bei der Stadt Willich. Er ist verheiratet, hat zwei Töchter - und ist "nebenbei" Chef der Feuerwehren im Kreis Viersen.

Einrichtung: Das Gründerzentrum ist in einer Industriehalle untergebracht, die von den britischen Truppen als Kino und Theater genutzt wurde. Insgesamt stehen dort 2100 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Es gibt gemeinschaftlich genutzte Küchen und Toiletten. 44 Mietverträge wurden insgesamt abgeschlossen.