Stadtgeflüster: Flüsterer mit großem Ohr

Themen: Ein Acker als Einfahrt in die Stadt, Führungen durch den Reichstag und noch viel mehr.

<strong>Willich/Tönisvorst. Lohnenswert ist es für den Stadtflüsterer, immer mal in den nichtöffentlichen Teil von Sitzungen politischer Gremien hinein zu hören. So wie in die letzte Ratssitzung in Tönisvorst. Dort hatte Bürgermeister Albert Schwarz - nicht ganz ernst - die Frage in das Plenum geworfen, ob man nicht künftig alle nichtöffentlichen Sitzungen öffentlich machen soll. "Es steht ja doch am nächsten Tag in der WZ", hatte er sich über Indiskretionen geärgert. Für den Stadtflüsterer oder auch seine Redaktionskollegen würde das die Arbeit leichter, aber ein wenig reizloser machen.

Verkehrsschild selbst gebastelt

Ein besonderes Anekdötchen weiß der Tönisvorster Ordnungsamtsleiter Wolfgang Schouten zu berichten. Im Rahmen einer rechts vor links Regelung entfernte die Stadt Tönisvorst Verkehrsschilder. Das gefiel einem Bürger nicht. Er baute sein eigenes Vorfahrt-Achten-Schild aus Holz in liebevoller Heimarbeit zusammen. "Hier ist zwar jetzt rechts vor links, aber denkt der andere auch daran?" war auf dem Exemplar zu lesen. "Wir wissen nicht, wer es war, haben das Schild natürlich sofort entfernt, aber als Erinnerung haben wir es behalten", verrät Schouten.

Es gibt sie immer wieder: Die Ausschussmitglieder, die ihr Handy vor der Sitzung nicht ausschalten. Und so nervte das Handy eines CDU-Mitgliedes am Donnerstag gleich zweimal die Ausschussmitglieder. An dieser Stelle soll nicht verraten werden, wem das Handy gehörte. Allerdings passte die Musik zur Partei: Es handelte sich bei dem Rufton um ein klassisches Orgelwerk.

Als Klassiker darf man den Mann sehen, aber nicht als alt. Da hatte die WZ doch letzte Woche den Anrather SPD-Parteichef Uli Winkler als "altes Gesicht" bezeichnet. Was durchaus als Kompliment gemeint war, kam nicht so an. Winkler wurde sogar von einem Parteifreund angerufen, der ihn fragte, ob er der neue Seniorenbeauftragte der Sozialdemokraten sei. Ist er nicht, er hat sich sogar richtig gut gehalten, findet der Stadtflüsterer.

Wie gut kennen Sie ihre Heimatstadt? Diese Frage geht an die Tönisvorster. Kennen Sie den Dunklen Weg? Vermutlich nicht, denn es gibt keine Straße, die so heißt. Aber es gibt eine, die so ist, nämlich zappenduster. Im Gebiet Blaumeisenweg. Direkt am Lärmschutzwall. Dort kann man nach Einbruch der Dunkelheit allenfalls etwas sehen, wenn Vollmond ist. Dabei gibt’s längst Laternen am Wegesrand. Offenbar hat bis jetzt niemand einen Gedanken daran verschwendet, sie mal anzuklemmen.

Kommen wir zu einem Vorster Aufregethema der letzten Woche. Da hatte nämlich die Gaststätte "Zur Alten Bäckerei" dicht gemacht. Über die Gründe schießen die Spekulationen ins Kraut. Auch der Freundeskreis Giesenstraße, der dort seit fünf Jahren seinen Stammtisch hatte, bedauert die Schließung. "Den ausschlaggebenden Grund kennen wir nicht", heißt es in einer Stellungnahme. Aber: "Die sich häufenden Beschwerden aus der Nachbarschaft, die sich durch wiederholte, weit nach Mitternacht einsetzende ,Konzerte’ gestört fühlte, mögen dazu beigetragen haben. Der Freundeskreis distanziert sich von Behauptungen, er habe damit irgend etwas zu tun gehabt: "Auch wenn die leidige Gerüchteküche das Gegenteil behauptet."

Ein Dauerbrenner in Sachen Aufregethema: Schöner ist die Ecke Krefelder Straße/Nordring in St. Tönis immer noch nicht geworden. Daran hilft auch nichts, dass in den letzten Tagen die Zäune wieder in Reih und Glied stehen und das Grundstück umgegraben wurde. Man darf gespannt sein, wann der ungepflegte Zustand der letzten Wochen wieder erreicht sein wird. Von Bautätigkeiten ist nämlich immer noch nichts erkennbar - auch nicht von möglichen Planungen oder auch nur Überlegungen, was mit dem Grundstück zu tun ist.

Post von Schummer aus Berlin. Reichstag, Deutscher Bundestag? Ja, wie muss es denn nun richtig heißen, wenn von der Arbeitsstätte der deutschen Volksvertreter in Berlin die Rede ist? Fragte sich unlängst Kurt Fruhen aus St. Tönis, nachdem wieder eine Besuchergruppe durch den Reichstag geführt worden war. Nun hat Fruhen Post bekommen. CDU-Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer hat geantwortet. "Richtig ist", schreibt Schummer, "dass meine Kollegen und ich nicht durch den historischen Reichstag führen, sondern durch den Plenarbereich des Deutschen Bundestages. Dabei fühlen wir uns keineswegs als Reichstagsabgeordnete, sondern als demokratisch gewählte Vertreter der obersten demokratischen Staatsorgans des Bundesrepublik." Allerdings, räumt Schummer ein, habe sich im alltäglichen Sprachgebrauch der Abgeordneten, der Medien und der Berliner selbst die Bezeichnung "Reichstag" durchsetzt - wohl wissend, dass es sich "streng genommen um den völlig neu gestalteten Plenarbereich im historischen Reichstagsgebäude handelt". Schummer will Fruhens Hinweis bei künftigen Führungen beherzigen.

Und dann war da noch die Sache mit der falschen Jahreszahl. Während bei der Stadtsportlerehrung in Willich am vergangenen Freitag eifrig geredet wurde, lief über Beamer eine Präsentation mit. Wie das häufig so üblich ist. Wenn jetzt da noch jemand die aktuelle Jahreszahl (es ging um 2006) eingearbeitet und nicht 2005 dort gestanden hätte, wär’s perfekt gewesen. Aber wie sagt der Niederrhein: Ein bisschen Verlust ist immer.

Unsere Politiker haben die Kempener Burg entdeckt. Im Kreis-Kulturausschuss wurde eifrig diskutiert, was aus der 600 Jahre alten kurkölnischen Feste wohl werden soll. Ausschuss-Vorsitzender Lothar Vauth (SPD) machte jetzt seinen "Antrittsbesuch" und ließ sich von Burg-Herr, Kreis-Archivar Gerhard Rehm, und Kreis-Kulturdezernent Leo Peters eine der ältesten Urkunden aus dem Jahre 1571 vorlegen. Was der St. Töniser ganz famos fand.