Tönisvorst. Die Geschichte musste wohl einfach raus. So sehr sich Hassan Deldjouye Shahir als Deutscher fühlt, wenn’s um seine iranische Heimat geht, sieht er häufig Klärungsbedarf. Was man seinem gerade erschienenen Buch "Die Rote Linie" deutlich anmerkt. Shahir, Jahrgang 1943, ist seit 44 Jahren in Deutschland, seit kurzem wohnt er in St. Tönis.
Worum geht’s? Vordergründig um den aktuellen Atomstreit zwischen der UN und dem Iran. Hier habe das Land die "rote Linie" überschritten, sprich: es sei zu weit gegangen. Das sei schon ganz oft in der Geschichte dieses Staates so gewesen, sagt Shahir. Das werde immer behauptet, wenn es darum gehe, den Iran "zurückzustutzen".
Shahir nimmt den Kampf gegen die Windmühlenflügel auf, versucht, mit Vorurteilen aufzuräumen. Er erzählt beispielsweise, dass das frühere Persien schon vor vielen Jahren ein fortschrittliches Gesundheitssystem hatte, seine Studenten in andere Länder schickte und Universitäten gründete.
Zwar sei der Iran nie Kolonie gewesen, aber die Engländer hätten sich wie Herren verhalten. "Das steht einem orientalischen Land nicht zu, sich selbst um seine Entwicklung zu bemühen, nicht wahr", fragt der St. Töniser bissig. In seinem Buch konstruiert er folgende Situation: Er hat Freunde zum netten Abend eingeladen. Und diese Gelegenheit nutzt er, um über die Geschichte dieses bemerkenswerten Landes zu erzählen. Zu schildern, wie sich der Iran entwickelt hat, welche Rolle er in der Region spielt. Und: Wie die jeweils aktuellen Weltmächte verhinderten, dass er seinen eigenen Weg gehen konnte.
Der studierte Ingenieur greift auch die aktuelle Diskussion auf. Warum, so fragt er, könne man es nicht dulden, dass dort Uran angereichert werde? Fast logisch, dass der Autor, selbst Orientale, das ein oder andere Mal an eine Verschwörung stößt. Ob tatsächlich oder angenommen, sei dahin gestellt. Das allerdings geschieht unterhaltsam. Shahir ist bisweilen bissig, aber nie biestig. Und so ist man geneigt, ihm zumindest bei einigen Themen zu folgen.
Eher problematisch ist, dass der Mann sich an einigen Stellen nicht deutlicher distanziert. Man mag zum aktuellen Präsidenten Irans stehen wie man will, dessen Äußerung z.B. über den Holocaust stehen außerhalb jeder Diskussion.
Folgen kann der unbefangene Leser dafür dem Fazit, dass der Iran im Konzert der großen Politik immer der Verlierer ist. Man merkt dem Buch nicht an, dass Shahir es in 15 Tagen geschrieben hat. Es sind Fehler drin, aber es hält sich in Grenzen. Es ist, als ob man sich zu einer Tasse Tee mit Hassan Shahir hinsetzt.
"Iran - die Rote Linie" ist im Projekte-Verlag erschienen. Es hat 90 Seiten, kostet 9,50 Euro. Zu bekommen unter Telefon 0345/6865665 oder im Internet: