Rohe Gewalt und Mobbing

Runder Tisch: Alle Schulen in Willich haben Schwierigkeiten. Die Direktoren wollten dazu aber nicht mit diskutieren.

Schiefbahn. Das Thema Gewalt an Schulen wird gerne unter den Tisch gekehrt. Keine Schule gibt offen zu, dass sie damit zu tun hat. Aber das Problem ist vorhanden. Das machte jetzt der Runde Tisch deutlich, zu dem die Schülerunion in das Schiefbahner St. Bernhard Gymnasium eingeladen hatte. Im Lehrercafé diskutieren Lehrer, Polizei, Jugendamt, Politik und Schüler miteinander.

"Das Gewaltpotenzial an unserer Schule ist sehr hoch. Es treffen viele verschiedene Nationen aufeinander und das führt zu Konflikten", so Schülersprecher Fabian Thaler für die Anrather Hauptschule. Kein Einzelfall: Alle anwesenden Schüler können dem zustimmen. Es herrsche eine aggressive Stimmung, fügt David Wengeler von der Willicher Gesamtschule an. Auch Salih Tahusoglu, Geschäftsführer der Schülerunion und selbst Schüler des St. Bernhard, davor der Realschule, schließt sich dem an.

Aber es ist nicht nur die rohe Gewalt, die sich in Schlägereien äußert. Mobbing vor Ort und über das Internet spielen ebenfalls eine große Rolle. Gerade in der Mittelstufe sei das Gewaltpotenzial größer geworden, meint Andreas Schönfeld, Lehrer an der Schiefbahner Pestalozzischule. Sein Kollege Jan Fischer empfindet zudem, dass sich die verbale Gewalt Richtung körperliche Gewalt verschoben habe. Das setze sich bis ins Schulgebäude fort und finde nicht nur auf dem Schulhof statt, weiß Alfred Weßler, Beratungslehrer Sucht und Gewaltprävention vom Schiefbahner Gymnasium, aus eigener Erfahrung.

"Das größte Problem ist die Gewalt in den Bussen", bemerkt Martin Groth, Lehrer des Anrather Lise-Meitner-Gymnasium. Buspaten würden zwar in Kooperation mit der Anrather Johannesschule eingesetzt, aber die Buspaten und selbst Busfahrer seien angesichts bestimmter Vorkommnisse verängstigt. Groth wünscht sich daher verbesserte Buspatenausbildungen mit viel Deeskalationstraining.

In dem Zusammenhang weist Tahusoglu auf Krefeld hin. Hier würden die Buspaten zusammen von Busunternehmen und Polizei ausgebildet, was ein professionelleres Auftreten der Paten nach sich ziehe.

Nadine Caris, Vorsitzende der Schülerunion, fordert verstärkten Einsatz von Klassenlehrern. Sie müssten bereits in den Klassen auf die Probleme eingehen. Die Idee eines Schülergerichts bringt Willichs CDU-Stadtteilsprecher Guido Görtz ins Rennen und Thomas Gebel vom Jugendamt der Stadt Willich wünscht sich, dass mehr Jugendliche in den bereits bestehenden Arbeitskreis Gewaltprävention eintreten, um Probleme gemeinsam angehen zu können.

"Das Problem ist da. Man braucht Offenheit. In Willich ist nichts Anderes los als an anderen Schulen im Kreis Viersen. Es ist die gleiche Problematik", bringt es Michael Heimes vom Kommissariat Vorbeugung auf den Punkt. Er sieht das Problem darin, dass jede Schule Gewalt anders definiere. Teilweise handele es sich um wirkliche Straftaten, denen nicht allein mit pädagogischer Arbeit entgegen gegangen werden könne.

"Wir müssen Grenzen setzen. Bis hierhin und dann wird die Polizei eingeschaltet. Die Schule muss anzeigen", betont der Hauptkommissar. Leider sei das noch nicht angekommen. Er kenne Schulen, an denen engagierte Lehrer ausgebremst würden. Die klaren Worte des Beamten nahmen die Gesprächspartner mit viel Zustimmung auf.

Bleibt die Frage, wie die Umsetzung erfolgt. Obwohl alle eingeladen waren, nahm kein Schulleiter an der Veranstaltung teil.