Stadtgeflüster: Von Baustellen und Baumstümpfen
Minister Daniel Bahr soll nach St. Tönis kommen. Ein chinesischer Kollege wird in Willich erwartet.
Willich/Tönisvorst. Freunde, es ist Wahlkampf. Das ist die Gelegenheit, Staatssekretäre und leibhaftige Minister in die Stadt zu holen. Das ist hierzulande nicht anders. So hätte die Tönisvorster FDP es gerne, wenn Gesundheitsminister Daniel Bahr käme. Das wäre dann logischerweise mit einem Besuch im Krankenhaus verbunden. Dagegen, so hört man, gibt es Widerstände. Das Haus soll ja bekanntlich nicht in die Wellen des Wahlkampfs geraten. Weswegen von höherer Stelle abgewunken wird — was die Liberalen alles andere als amüsiert.
Jetzt zu den Baustellen in der Stadt. Seit Monaten wühlen die Stadtwerke Tönisvorst, heute NEW, an verschiedenen Stellen, weshalb im Volksmund angeblich schon von „Mauwurfshügelstadt“ die Rede ist. Die Straße „Am Wasserturm“ in St. Tönis sollte bereits im März fertig sein, im Kirchenfeld wird immer noch gebuddelt. „Dabei sieht man wochenlang keinen Arbeiter“, ärgert sich Helge Schwarz, Vorsitzender des Bauausschusses. Deshalb seine Forderung: „Die sollen erstmal die bestehenden Arbeiten fertig machen, bevor sie am Westring loslegen.“ Als Baubeginn hatten die NEW übrigens „nach Ostern“ angegeben.
Bleiben wir beim Thema Baustellen. Eine solche ist auch der Hubertushof in Schiefbahn, früher auch als Hubertszentrum und später als Ginkgo-Park bekannt. Während die beiden zuletzte genannten Objekte nie verwirklicht wurden, wird in Sachen Hubertshof ernst gemacht: Seit einigen Wochen sind Arbeiter eines Abbruchunternehmens dabei, die Ende der 1990er-Jahre fertiggestellte Bodenplatte des Hubertuszentrums zu entfernen. Entgegen anders lautender Gerüchte ist nach wie vor die Willicher Firma Paschertz Investor des Objekts. Als Vertriebspartner hat sich Paschertz aber eine Düsseldorfer Immobilienfirma ins Boot geholt, die in einem kleinen Pavillon vor der Baustelle sonntags auch über den Hubertushof informiert. Es entstehen dort Eigentumswohnungen, freistehende Einfamilienhäuser, Doppelhäuser und Bungalows.
Baustellen, die Dritte: Der Umbau der Halle 18 im alten Stahlwerk Becker in Willich — übrigens ebenfalls ein Paschertz-Projekt — kommt zwar deutlich langsamer voran als ursprünglich geplant. Doch Fortschritte sind erkennbar. So ist mittlerweile der Bau eines neuen Daches in vollem Gange. Der Einzug des Discounters Lidl war ursprünglich schon für diesen Monat vorgesehen, wurde dann auf Juli verschoben und ist nun im August oder September geplant. Auch der Drogeriemarkt dm und Stinges werden in das Baudenkmal einziehen.
Keinen kleinen Mann im Ohr, sondern einen roten Knopf am Revers hat der Willicher BundestagsabgeordneteUwe Schummer. Ob der Hingucker am Sakko des „schwarzen“ Abgeordneten wohl als Anknüpfung an eine mögliche große Koalition nach der nächsten Bundestagswahl zu verstehen ist?
Stark beschädigt ist das Straßenschild Nordring/Westring in St.Tönis. Das Schild, das im Kreuzungsbereich der Mühle steht, hat mit wahren Sinne „ne Ecke ab“. Mal sehen wie lange es dauert, bis dieses durch den Bauhof wieder gerade gebogen wird. Ortsfremden würde es sicherlich hilfen, wenn das Schild wieder die richtige Ausrichtung hat.
Die WZ hatte jüngst Tipps für eine sportliche Mittagspause gegeben und als „Entspannungsroute“ den kleinen Weg mit drei Kreuzwegstationen empfohlen, der auf den Südring in St. Tönis führt. Ein Anwohner der Pappelallee konnte diese Empfehlung so gar nicht nachvollziehen und klagte über viele Hundehaufen auf der Strecke. Was wiederum eine andere Anwohnerin der Papelallee auf den Plan rief: „Es ist ein Unverschämtheit, so etwas zu behaupten“, erklärte sie. Die Stadt halte den Weg immer sauer, erst jüngst vor der Männer-Wallfahrt am Gründonnerstag sei dies erneut geschehen. Von vielen Hundehaufen dort könne gar nicht die Rede sein. „Im Gegenteil, Anlieger haben dort sogar schöne Blümchen gepflanzt.“
Wenig erfreulich ist, was der Flüsterer von einer anderen Kreuzwegstation zu berichten weiß. Denn immer wieder werden Müll und Abfall an der Kreuzwegstation des Gotthardusweges in Vorst einfach entsorgt. Vor einigen Tagen waren es Baumstümpfe, die dort mal eben abgeladen wurden.
Die Älteren werden sich noch erinnern: Was war das für ein Gewürge, bis das Baugebiet „Zur Alten Weberei“ in St. Tönis mal fertig geworden war. Hinten rüber gefallen war seinerzeit der Spielplatz im Südwesten des Geländes. Dieses Areal war im Zuge der baulichen Verwirrung irgendwie abhanden gekommen und in die Hände einer Bank im Kreis Neuss gefallen. Später kam der geplante Spielplatz dann an die Roßstraße, eine Lösung, mit der die meisten Anwohner leben konnten. Irgendwann wurde das Gelände umgewidmet. Jetzt ist es komplett bebaut, gerade wird ein Einfamilienhaus fertig. Es ist, als ob man aus dem Schnee von gestern jetzt einen Schneemann gebaut hätte.
Weg vom Schnee, hin zum Sommer: Vor einigen Tagen flatterte dem Flüsterer die erste Einladung zu einer Premiere bei den diesjährigen Schlossfestspielen in Neersen auf den Tisch. Am 10. Juni hießt es auf der Freilichtbühne „Eine Woche voller Samstage“ nach dem berühmten Kinderbuch von Paul Maar. Hoffentlich ist das Wetter bis dahin auf Betriebstemperatur gekommen.
Zum Abschluss etwas aus dem Reich der Mitte: Die Provinz Shanxi (34,27 Millionen Einwohner) in China eröffnet ein eigenes Repräsentanz-Büro in Nordrhein-Westfalen. Das Büro wird untergebracht als Dependance bei der Firma Tisco Europe GmbH, Chinas größter Edelstahlhersteller, die an der Otto-Brenner-Straße in Willich-Münchheide ihren Sitz hat. Der Minister für Planung und Entwicklung der Provinz Shanxi, Li Baoqing, reist eigens zur Eröffnung am Mittwoch an. Teilnehmen will auch sein deutscher Kollege, nämlich der Minister für Wirtschaft und Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Harry K. Voigtsberger.