Tempomessungen: Raser haben keine Chance

Die Polizei im Kreis Viersen setzt eine neue Radarfalle ein. Die kann sogar in Kurven blitzen.

St. Tönis. Temposünder sind in der Regel keine aggressiven Raser. Diese Beobachtung machen Günter Grefges und Dieter Schwerdtfeger vom Verkehrsdienst der Polizei, wenn sie mit ihrem neuen Messgerät auf der Krefelder Straße die Geschwindigkeit überwachen. Der "Vitronic", wie sie das Gerät nennen, liefert ihnen sogar die Gesichter der Fahrer direkt auf den Bildschirm.

Es regnet in Strömen. "Mit der Laserpistole könnten wir bei so einem Wetter nicht messen", sagt Günter Grefges. "Die kann man nur im Freien aufbauen." Er sitzt mit dem Laptop auf dem Beifahrersitz. Das ist bereits mit dem grünen Kasten verbunden, in dem sich die Messeinheit befindet und das Programm gestartet. Dieter Schwerdtfeger kauert hinter ihm und justiert Höhe und Neigung des Stativs. Ein hellgrünes Leuchtfeld auf der Rückseite des Gerätes zeigt vier dunkle Striche, die die Fahrspuren markieren.

Ein Scanner tastet permanent die Fahrbahn ab, kann sogar Pkw und Lkw unterscheiden. "Das ist außerhalb geschlossener Ortschaften wichtig", erklärt Schwerdtfeger, denn Lkw dürfen dort nur 60 km/h fahren. Das Gerät wird dann so eingestellt, dass es in einer 70er Zone bei Lastwagen schon bei Tempo 67 auslöst, bei Pkw bei 77. "Diese sieben km/h Toleranz hat der Innenminister angeordnet", erklärt er. Dann macht der Fotoapparat ein gestochen scharfes Bild vom Kennzeichen und transportiert es auf den Bildschirm. "Hier!" zeigt Grefges begeistert. Der Rest scheint dunkel, doch wenn er den entsprechenden Bereich umrandet, kann er ihn aufhellen und das Gesicht des Fahrers erscheint. "In Passfoto-Qualität!" sagt Schwerdtfeger.

Die Frau mit 75 km/h, die gerade vorbei gerast ist, war in Gedanken. "Wahrscheinlich als Taxi-Mama unterwegs", zuckt Grefges die Schulter. Das ist auf dem Foto deutlich auszumachen. "Davon können wir uns alle nicht frei sprechen", sagt er. Die Polizei kann zwar überall kontrollieren, konzentriert sich aber auf Unfallschwerpunkte und schutzwürdige Zonen. "Wobei wir vor Kindergärten nicht nachts messen", betont Schwerdtfeger. 150 Messpunkte gibt es im Kreis. "Da kann man sich ausrechnen, wie oft wir an jedem einzelnen stehen", schränkt er ein.

Eigentlich machen ihm Schwertransportkontrollen mehr Spaß. Mit den neuen Gerät findet der Hauptkommissar aber Geschmack an den Tempomessungen. "Früher, mit den Radargeräten?" Da dauerte es, bis der Film entwickelt war. "Erst 14 Tage später hat man festgestellt, dass die Bilder unbrauchbar waren", erinnert Schwerdtfeger sich an seinen Frust.

Kontrollen Geschwindigkeitskontrollen werden vom Verkehrsdienst der Polizei sowie vom Ordnungsamt des Kreises Viersen durchgeführt.

Technik Das neue Gerät Vitronic scannt mit Lasertechnik alle Fahrspuren und löst gegebenenfalls Fotoapparat und Blitz aus aus. Es unterschiedet Lkw und Pkw und ist sogar in Kurven einsetzbar.

Messpunkte Die Polizei misst an vor allem an Unfallschwerpunkten und schutzwürdige Zonen. Im Kreisgebiet sind es 150 Messpunkte, davon elf in Willich und sechs in Tönisvorst.

Unfallschwerpunkte Schiefbahn, Willicher Straße - Gatherbusch, Kreuzung mit Korschenbroicher Straße; Autobahnauffahrt Schiefbahn A52; Vorst: Kreuzung L 379/K 13 in Kehn.