Tiere: „Smithi ist sehr genügsam“
Mit einem leeren Terrarium zog Frank Bornefeld vor drei Jahren von Kempen nach Willich. Seit 2006 lebt die Vogelspinne in seinem Wohnzimmer.
Viersen. Bevor er sie zu sich holte, hat er seinen Vermieter und die Nachbarn informiert. Als sie dann bei ihm einzog, meldete er sie offiziell bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen an. "Ich bin von Anfang an offen damit umgegangen", sagt Frank Bornefeld, 47 Jahre alt, aus Willich. Der Industriemechaniker spricht schließlich von einem Tier, das bei niemandem die Reaktion "Oh, wie süß" auslöst: Die Rede ist von seiner mexikanischen Rotknievogelspinne namens Smithi. So nennt Bornefeld sein exotisches Haustier, nach der wissenschaftlichen Bezeichnung "brachypelma smithi". Sie ist eine der beliebtesten Vogelspinnen, bei weltweit 870 gezählten Arten.
Die Vogelspinne war acht Jahre alt, als sie im September 2006 im 60 mal 33 Zentimeter großen Terrarium in Bornefelds Wohnzimmer eine neue Bleibe fand. Vorher lebte das Weibchen in einem Duisburger Zooladen. Dort hatte sich Bornefeld beraten lassen, wen er denn in sein leeres Glasdomizil einziehen lassen könne, in dem er vorher einen Schmuckhornfrosch und einen Tomatenfrosch gehalten hatte. "Als der Verkäufer auf Vogelspinne kam, wehrte ich erst mal ab", erinnert sich Bornefeld. Er hat an dem Tag nicht gekauft, aber sein Interesse war geweckt. Bornefeld, der sich seit 1998 mit Aquaristik beschäftigt, recherchierte im Internet, las sich durch Fachbücher, war mehr und mehr fasziniert.
Er erfuhr, dass es sich bei seinem Exemplar um ein nachtaktives Tier handelt, das sich tagsüber viel in seiner Rinden-Höhle aufhält und erst abends auf Streifzügen durchs Terrarium ihre Fäden spinnt. Beheizt wird die mehr als ausreichend große, gläserne Behausung durch eine Lampe "naturnah" von oben. "Smithi ist sehr genügsam", sagt Bornefeld. "Alle sechs bis acht Wochen sechs Grillen und Vitaminpräparate, dazu natürlich regelmäßig Wasser, das ist es." Delikatessen sind lebende Heuschrecken.
Die achtbeinige Smithi, mittlerweile zehn Jahre alt, ist etwa acht Zentimeter groß. Zwei kann sie, sollte sie das Top-Alter von 30Jahren erreichen, noch zulegen. Smithi ist eine Einsiedlerin: "Man kann sie nicht vergesellschaften", weiß Bornefeld.
Das Terrarium für die Boden-bewohnende Vogelspinne steht wie ein Wald-Stillleben auf einem Regal im Wohnzimmer. Auf den ersten Blick fast so unscheinbar wie die Spinne selbst, die nicht mal mehr eines ihrer acht Beine hebt und sich regt, wenn jemand durch die Scheibe starrt.
Smithi gehört zu einer mindergiftigen Vogelspinnenart. "Ein Biss wäre vergleichbar mit einem Bienenstich", so Bornefeld. Ausgang hat Smithi nicht. Das Terrarium ist verschlossen, wird normalerweise nur zum Wasserwechseln geöffnet. Das reicht Silke Poller auch schon. Sie ist die Lebensgefährtin von Frank Bornefeld, lernte ihn kennen, als es Smithi schon in seinem Wohnzimmer gab. "Ich war erst sehr skeptisch. Aber ich habe mich an ihren Anblick gewöhnt", lacht sie. Schließlich hat(te) Silke immer Franks Versicherung im Ohr: "Wenn Du mit der Vogelspinne nicht leben kannst, bringe ich sie wieder in den Zoohandel."