Tönisvorst: Ein Film zur Geschichte

Tönisvorster Amateurfilmer drehen den „Wahnsinn der letzten Kriegstage“.

Tönisvorst. Als Jill Münstermann in Tönisvorst auf die Welt kommt, ist der Zweite Weltkrieg seit 43 Jahren Geschichte. In seinem Geburtsjahr, 1988, ist Steffi Graf die erfolgreichste Tennisspielerin der Welt, Werder Bremen wird Deutscher Fußballmeister, Grönemeyer röhrt "Was soll das?" und "Ein Fisch namens Wanda" zieht in die Kinos.

Deutschland geht’s gut. Kriege finden weit weg statt. Im Iran und Irak beispielsweise. Jill Münstermann gehört zu der Generation, die kriegerische Auseinandersetzungen nur aus den Medien und aus dem Geschichtsunterricht kennt. Zurzeit nähert er sich dem Thema aber hautnah an.

Jill Münstermann, 20 Jahre alt, ist Amateurfilmer. Das Hobby betreibt er mit Freunden seit Jahren. Im Forum seiner ehemaligen Schule, im Michael-Ende-Gymnasium, hat er 2006 die Actionkomödie "Kill Jill" gezeigt. Nach "Mafia", den er und seine Freunde mit ihrem Taschengeld finanziert haben, ist es ein weiterer 90-Minuten-Film. 300 Zuschauer wollten Kill Jill sehen. "Actionfilme drehen macht einfach Spaß", sagt der junge Filmer. Nun nehmen er und seine Kollegen sich ein "Thema mit ernstem Hintergrund" vor. "Da werden wir vorsichtig herangehen."

"1945: Eine Geschichte", heißt der Film, der "den Wahnsinn der letzten Kriegstage thematisiert", sagt Jill. Es geht um Konflikte innerhalb einer Gruppe deutscher Soldaten, von denen einige weiterkämpfen wollen, während die anderen an Flucht denken.

Ein Drittel des Films ist abgedreht. Münstermann, der zurzeit als Bundeswehrsoldat in Hessen stationiert ist, und seine Freunde schaufelten Wochenenden frei und reisten zu verschiedenen Drehorten. Einige Szenen sind in einem Keller in St.Tönis gefilmt worden, andere führten die Crew in die Nähe von Bremen. "Wir planen in diesem Jahr noch Winterszenen im Süden." Die letzten Drehtage sollen im Mai 2010 sein.

Das Budget geht diesmal weit übers Taschengeld hinaus. Ein privater Sponsor gibt 25 000 Euro. Die Filmer können auf ein Stunt- und ein Pyrotechnik-Team zurückgreifen. "Die haben einen Artillerieangriff auf eine Panzerattrappe verwirklicht."

Vor jedem Dreh holen sich Jill und Co. nötige Genehmigungen bei den Stadtverwaltungen ein. "Wir arbeiten mit Dekowaffen, die nicht schussfähig sind." Hin und wieder kontrolliert die Polizei. "Zwischenfälle hat’s noch nicht gegeben."

"1945" soll 2011 gezeigt werden. "Diesmal wollen wir ins Kino", sagt Münstermann. Er denkt an Krefeld oder Düsseldorf.