Lauftrainerin aus Tönisvorst gibt Tipps Läufer werden im Winter geboren

Tönisvorst · Bei dem tristen Winterwetter muss sich manch einer regelrecht quälen, um vor die Tür zu kommen – es lohnt sich aber, sagt Lauftrainerin Bärbel Tauscher. Es fördere Gesundheit und Wohlbefinden. Sie rät, genau jetzt mit dem Laufen anzufangen.

In der Laufgruppe von Bärbel Tauscher bereiten sich die Teilnehmenden auf die Saison vor.

Foto: Norbert Prümen

Morgens ist es lange dunkel, abends schon früh. Wenn nicht gerade kurz die Sonne durch die Wolken lukt, ist es eher grau, nasskalt sowieso. Manch einen kann der heimische Winter ermüden. Dabei sei genau jetzt der Zeitpunkt, sich die Laufschuhe an die Füße zu schnüren und vor die Tür zu treten, sagt Bärbel Tauscher – und sie muss es wissen. Die Vorsterin ist Lauftrainerin und gewöhnt, Menschen den inneren Schweinehund auszutreiben. Und wie eine Läuferweisheit besagt: Echte Läufer werden im Winter geboren.

In Gruppen und Einzelstunden betreut Tauscher Anfänger und Fortgeschrittene, Wiedereinsteiger und Gelegenheitsläufer. „Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um anzufangen“, sagt die 52-Jährige. So gebe es schon alleine wetterbedingt eine gute Voraussetzung: „Der Körper ist nicht so belastet wie im Sommer“, erläutert Tauscher. Wer eher unfit sei, dem mache die Hitze arg zu schaffen. Der Puls steigt höher als sonst, man schwitzt stärker und verliert über den Schweiß mehr Flüssigkeit – ist also meist auch schneller erschöpft. Auch gebe es – zumindest für manche – einen weiteren ganz praktischen Grund: Wer etwa mit seinem Körper unzufrieden sei, könne ihn jetzt im Winter besser unter der Kleidung verstecken, sagt Tauscher. „Und viele wollen beim Laufen auch einfach nicht gesehen werden, also kann man gut den Schal bis über die Nase ziehen, dann erkennt einen niemand“, sagt sie. Für Ungeübte sei es bei Minustemperaturen sicherlich nicht angenehm, laufen zu gehen, man sollte also schon auf die richtige Kleidung achten, erläutert die Laufexpertin. Allerdings sollte man sich auch nicht zu warm anziehen: „Am besten ist der Zwiebellook.“ Je wärmer man durch das Laufen werde, desto mehr könne man ausziehen. Dicke Socken brauche man nicht, „die Füße werden eh schnell warm“, sagt Tauscher. Aufs Aufwärmen (Hampelmänner, auf der Stelle laufen) solle man auf keinen Fall verzichten, aber das gehe auch schon in der Wohnung. Auf jeden Fall gelte: „Man sollte nur laufen, wenn man sich wohlfühlt, und sich auf keinen Fall zwingen“, sagt Tauscher.

Die gebürtige Duisburgerin fing das Laufen vor fast 20 Jahren an. Sie steigerte sich bis zum Marathon, bevor Schmerzen in den Knien sie ausbremsten. Sie war bei Ärzten, hat Massagen bekommen, Tabletten geschluckt, und am Ende war die Antwort simpel: „Ich bin falsch gelaufen“, erinnert sich die 52-Jährige.

Sie hob beim Joggen die Knie nicht hoch genug, und weil die Kraft in den Oberschenkeln fehlte, schlackerte das Bein, dazu lief sie auf der Ferse – alles eine Belastung für die Gelenke, sagt die Vorsterin heute. Eine Lauftrainerin hat sie damals darauf gebracht, dadurch wurde Tauscher selbst „Lauf­instructor“, berät ihre Kunden zur richtigen Lauftechnik. Inzwischen hat sie Weiterbildungen in Ernährungsberatung und Techniktraining absolviert. Anfängern und Wiedereinsteigern rät Tauscher dazu, nur mit wenigen Minuten zu beginnen. „Wenn man motiviert ist, ist das schwer“, räumt sie ein. Dennoch tue man dem Körper keinen Gefallen damit, zu schnell zu viel zu verlangen. Wer sich gesteigert habe, sollte dreimal pro Woche Laufeinheiten einplanen – egal, ob im Sommer oder im Winter. Für den inneren Schweinehund könne es leichter sein, sagt Tauscher, morgens nach dem Aufstehen oder direkt nach der Arbeit zu gehen. Dann müsse man nicht erst wieder von der gemütlichen Couch hochkommen.

Laut Sprichwort werden Läufer zwar im Winter geboren, denn wer den Winter durchhält, der schafft auch den Rest des Jahres. Aber Tauscher weiß auch, dass es einige ihrer Teilnehmer nicht mal bis ins Frühjahr schaffen. Mit guten Neujahrsvorsätzen im Gepäck würden sich am Anfang eines Jahres viele Menschen für einen Kurs anmelden, aber „die Hälfte des Kurses kommt schon jetzt nicht mehr“, sagt Tauscher. Dabei sei es in einer Gruppe viel einfacher, sich immer wieder gegenseitig zu motivieren. Wer dranbleibt, wird auf jeden Fall belohnt: Regelmäßige körperliche Belastung stärkt das Immunsystem. Und wer bei Bärbel Tauscher jetzt noch anfängt, kann es noch schaffen, bis zum anstehenden Apfelblütenlauf fit zu werden.