Tüv-Ingenieure an der neuen Rutsche
Gestern wurde mit der Abnahme der Röhre begonnen. Die offizielle Eröffnung ist am kommenden Sonntag.
Willich. Joachim Stukenberg, Leiter des städtischen Eigenbetriebes „Objekt und Wohnungsbau“, lässt noch offen, ob er am Sonntag seine Badehose mitbringt. Dann soll nämlich um 11 Uhr im Freizeitbad „De Bütt“ die neue 90 Meter lange Rutsche offiziell in Betrieb gehen. Noch wird dort fleißig daran gearbeitet.
„Keine Sorge, wir schaffen das“, sagt der „Kanzler“ der Baustelle, der 60-jährige Polier Gottfried Sandig. Er arbeitet für die Jettinger Fachfirma Aquavena.
Beim WZ-Besuch stehen gerade Vater und Sohn, Roy und Jon Martinka, in der Hebebühne, isolieren einige der 46 mintfarbenen äußeren Röhrenteile aus Glasfaser. Neben den vielen Rundbögen waren dies 46 Teile, in der Regel 2,50 Meter lang, mit einem Innen-Durchmesser von 1,20 Meter.
Mit sieben Fachkräften ist Aquavena da. Für das Fachunternehmen aus Baden-Württemberg ist dies ein Auftrag von vielen. Gottfried Sandig, schon lange in diesem Geschäft: „Die größte Rutsche, die wir gebaut haben, ist über 200 Meter lang.“ Etwa 125 Meter lang ist ein Röhrensystem, das Aquavena vor einigen Monaten in der Meyer-Werft in das Kreuzfahrtschiff „Norwegian Escape“ installiert hat.
Bereits im Oktober war mit der Demontage der alten und in die Jahre gekommenen 60 Meter langen Rutsche begonnen worden. Da die neue Bahn 30 Meter länger ist, musste der Rutschenturm, durch den im Innern die Badbesucher den Startpunkt erreichen, von sechs auf über neun Meter verlängert werden. „Das war eine Menge Arbeit“, beschreibt Stukenberg. Von der Stadt ist neben Michaela Hansel vom Badleitungsteam auch Achim Schneider da. Er ist für die Arbeits-Sicherheit zuständig und erläutert: „Es geht zum Beispiel um die richtigen Neigungswinkel oder darum, dass die Stufen der neuen Stahltreppe ebenfalls mit einer rauhen Folie beschichtet sind, damit da keiner ausrutscht.“ Oder dass das Treppengeländer, das auch einen Kinder-Handlauf hat, keine waagerechten sondern senkrechte Stäbe hat, um daran ein Hochklettern zu vermeiden.“
Im Hallenbad, dort kommen im bisherigen Landebecken auch die Bezwinger der neuen Wasseröhre hinunter, sind zwar die dreiwöchigen Instandsetzungsarbeiten des Bades abgeschlossen, aber dort liegen noch unzählige Kabelstrippen herum. Und da steht an der Stelle, an der einst die Massage-Liege „Hydro Jet“ stand, ein etwa zwei mal zwei Meter großer Schaltkasten, das Herzstück der Technik.
Aus Österreich sind von einer Zulieferfirma die Elektrotechniker Benjamin Brückl (29) und Patrick Fischer (34) da. Sie sind unter anderem für die richtigen Programme, für die Effekte, den Sound und die Farbenbilder zuständig, so für die Twister- und Spider-Effekte. Patrick Fischer erläuterte das System: „Bald kann sich jeder Nutzer oben am ampelgeführten Startpunkt für eins der sieben Programme entscheiden, so welche Musik oder welche Farben er von den insgesamt 140 Lichtbändern in welcher Reihenfolge hören und sehen möchte.“ — außerdem über die Anzahl sogenannter Touch-Points in der Rutsche entscheiden. Während der Fahrt nach unten können bis zu 40 dieser grünen Punkte berührt werden. Das gibt einen Bonus, hingegen Punktabzug, wenn man einen roten Punkt erwischt. Und unten am Landebecken kann jeder Nutzer dann an einem großen Bildschirm sehen, welche Zeit er gebraucht hat, wie hoch seine Durchschnittsgeschwindigkeit war und wie viele Touch-Punkte zusammengekommen sind.
„In der Rutsche stellen wir auch noch einen Monitor auf und zeigen passende Bilder, ein Hai kommt darin wahrscheinlich auch vor“, so Stukenberg. Man überlegt noch, welchen Namen man dem etwa 560 000 Euro teuren Rutsche geben könnte. Wie wäre es zum Beispiel mit „Crazy Slide“? Gestern rückten die Inspekteure vom Tüv zur Abnahme an: natürlich in Badehosen.