Kreis Viersen Was aus den Praktikanten wurde

Uwe Schummer (MdB) hatte ehemalige Hospitanten eingeladen.

Foto: Friedhelm Reimann

Willich. „Die beiden Praktika haben mir sehr geholfen, ich bin viel offener geworden, habe dadurch selbst den Weg in die Politik gefunden“, sagte Tobias Robl. Der 21-Jährige aus Kempen, der am 1. August nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement bei den Stadtwerken Willich beginnt, gehört mit zu den Gästen, die MdB Uwe Schummer eingeladen hatte. Es waren eigentlich keine Gäste, sondern Abschlussschüler, Studenten oder andere Interessierte, die beim Abgeordneten seit 2002, sei es im Berliner Paul-Löbe-Haus oder in seinem Viersener Wahlkreis-Büro, ein Praktikum gemacht hatten. Insgesamt waren das im Laufe der Zeit über 200 junge Menschen.

Etwa 30 von ihnen waren der Einladung von Uwe Schummer (58) in seinen Heimatort gefolgt, genauer: in die Grillhütte am Neersener Sportplatz. Bei Krakauer und Koteletts (den Schwenkgrill bediente sein Berliner Büroleiter Julian Schwerdt), Kartoffelsalat und Getränken lernten sich die damaligen Praktikanten kennen. Und Uwe Schummer erfuhr, was auch ihnen geworden ist.

„Mehr oder weniger zufällig hatte ich ihn im November 2002 angerufen, schließlich hatte es uns zwei Niederrheiner in die Diaspora nach Berlin verschlagen“, sagte der heute 34-jährige Thomas Rox schmunzelnd. Der war früher einmal ein sehr erfolgreicher Eisschnellläufer und mehrfacher deutscher Juniorenmeister. Der Kempener studierte damals in Berlin gerade Geodäsie, eine Fachrichtung, die mit Vermessungen zu tun hat.

Jedenfalls rief Thomas Rox Uwe Schummer an und wurde sein erster Praktikant. Rox erinnerte sich: „Erst habe ich viele Akten in sein neues Büro im Paul-Löbe-Haus geschleppt, dann habe ich bei ihm ein vierwöchiges Praktikum gemacht. Es gab dafür 400 Euro und viele interessante Einblicke in den Alltag der Politik. Berührungsängste gab es von Beginn an auf beiden Seiten nicht. Der Job war sehr vielseitig, vom Schreiben von Presseartikeln bis hin zur Begleitung von Besuchergruppen.“ Seit langem ist Thomas Rox Vermessungsingenieur, leitet in Kempen sein Unternehmen mit etwa 20 Mitarbeitern.

Auch einige junge Frauen waren zum Grillen gekommen. „Ich war im August 2015 seine 200. Praktikantin, habe dafür sogar ein Fotobuch mit interessanten Innenansichten vom Reichstag bekommen“, erinnerte sich die Willicherin Lorena Peters (21), die in Erfurt Sozial- und Literaturwissenschaften studiert. Ihre Nachbarin kann sich noch an ihre Praktikantenzeit vor einigen Jahren erinnern und daran, dass ein Mitarbeiter von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die nach wichtigen Sitzungen mit dem Koalitionspartner vor die Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen trat, immer einen kleinen Hocker dabei hatte: „Weil die Bundeskanzlerin dann auch optisch so groß wie der andere Vertreter der Koalition sein sollte, ich glaube, es war damals Westerwelle.“

Zur Grillhütte waren auch ehemalige Praktikanten gekommen, die jetzt in Tönisvorst, Viersen, Nettetal oder Dülken wohnen. Aus Berlin war der 38-jährige Bjoern Wilck angereist. „Wir waren uns sofort sympathisch und haben voneinander, glaube ich, sehr profitiert“, sagte Wilck, der 2005 sechs Wochen bei Uwe Schummer zu Gast war und der derzeit an der Berliner Universität der Künste persönlicher Referent des Präsidenten und stellvertretender Uni-Sprecher ist. Wilck gehört übrigens keiner Partei an: „Ich bin zwar ein politischer Mensch, aber bin nicht für die Parteipolitik gemacht.“