Weiterbildung: Kampf mit dem „Biest“

Ein Kurs soll helfen, den Fahrkarten- Automaten der Bahn zu bedienen.

Anrath. Also so ganz von selbst bewegt sich dieser Automat nicht. Obwohl genau das die eigentliche Bedeutung des Wortes ist, das sich aus dem Griechischen ableitet. Um "das Biest" - wie Hans Erlenkötter, Kundenbetreuer der Bahn, den Fahrkartenautomaten nennt - geht es bei dem Kurs der Volkshochschule am Dienstag.

Jeweils ein Dutzend Menschen hat sich um 10 und um 11 Uhr auf dem Anrather Bahnhof eingefunden. Sie tauschen sich aus: Eine Teilnehmerin hat sich schon mal richtig mit einem solchen Teil abgemüht, als sie nach Düsseldorf wollte. Eine andere, 75 Jahre alt, ist zwar eigentlich immer mit dem Auto unterwegs, "aber wenn ich das mal nicht mehr kann, will ich wissen, was ich tun muss".

Andere fahren bislang für eine Fahrkarte zum Krefelder Bahnhof und lassen sich am Schalter von einem leibhaftigen Menschen bedienen.

Hans Erlenkötter und sein Kollege Ralf Meetz versuchen, allen die Scheu zu nehmen, den Automaten anzufassen. Auf dem Bildschirm bewegt sich was, wenn man ihn mit dem Finger berührt. "Touchscreen heißt das", sagt Erlenkötter. Für die Menschen, von denen die meisten im Rentenalter sind, ist das beileibe kein Fremdwort. Sie wissen auch, dass dann eine "Maske" aufgeht. Bunte Felder fürs sofortige Bezahlen, für ein Ticket des VRR oder für die Fahrkartenauskunft.

"Diese Automaten stehen in ganz Deutschland auf allen Bahnhöfen", sagt Erlenkötter. Der Mann neben ihm probiert sein Glück. Er ändert den vorgeschlagenen Abreisebahnhof von "Anrath" in "Krefeld", tut so, als wolle er nächste Woche erster Klasse mit zwei Personen nach München und zurück reisen. "754 Euro" lautet die Auskunft des Automaten. Sie löst eine Diskussion über die Preise der Bahn aus.

"Solange Sie kein Geld oder keine EC-Karte eingeben, passiert nichts", sagt Erlenkötter beruhigend. Bezahlen könne man den Betrag mit EC-Karte und in bar, allerdings nur mit Scheinen von 5 und 10 Euro. "Das finde ich blöd", sagt eine Teilnehmerin, die ihren Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr auch davon abhängig macht, wie gut die Automaten zu händeln sind. Das Fazit fällt ernüchternd aus: "Wenn ich das alles höre, habe ich wenig Lust, Bahn zu fahren."

Wenn der Automat mal nicht funktioniere, könne das daran liegen, dass eine neue Software aufgespielt werde, erklärt Erlenkötter weiter. "Eine Minute später können Sie da wieder dran", sagt er und versucht so, aufkommenden Protest zu beschwichtigen. Geduld ist also gefragt.

Auch Mitreisende, die lange am Automat probieren müssten, könnten für Verzögerungen sorgen. "Soll ich eine Stunde vorher am Bahnhof sein?", fragt ein Teilnehmer und zuckt resignierend mit den Achseln.

Gibt’s eine Alternative? Ohne Fahrkarte einzusteigen berge das Risiko, als Schwarzfahrer eingestuft zu werden, sagt der Experte. Es sei denn, der Automat sei defekt. "Das meldet ein Satellit an die Zentrale." Einen Kaugummi im Schlitz für die Zahlungsmittel bemerkt er aber nicht.