Willich: Geschichte - Auf Kriegsgewinn gebaut

Das 16. und 17. Jahrhundert war für Willich keine gute Zeit. Fast permanent wurde die Stadt vom Militär verschiedener Länder terrorisiert.

Willich. Alt-Willich im Jahr 1587: Auf der Neusser Heerstraße (heute Ritterstraße - Neusser Straße) nähert sich ein Reitertrupp. In seiner Mitte: Jakob Streidthoven, soeben zum Pfarrer von Willich ernannt, auf der Suche nach seiner Gemeinde.

Irgendwann taucht im wuchernden Buschwerk ein dachloses, brandgeschwärztes Gemäuer auf: Willichs Kirche St. Pankratius. Armdicke Baumstämme wachsen darin, ringsum liegen die Überreste des 1583 von spanischen Soldaten niedergebrannten Ortes.

Erst um 1620 wird er wieder aufgebaut sein. Jakob Streidthovens Aufzeichnungen werfen ein Schlaglicht auf die Not, die damals in den Vorläufergemeinden der Stadt Willich herrschte. Von 1583 bis 1716 wurden sie fast ununterbrochen von durchziehendem Militär geplagt, das die Menschen terrorisierte, ihre Häuser plünderte oder brandschatzte.

Harmlos noch, wenn nur Geld, Lebensmittel und Pferdefutter erpresst, die Felder verwüstet, Vieh und Rösser weggeführt wurden. Denn nicht selten kam es zu Mord und Vergewaltigung.

Ob Niederländer oder Spanier durchkamen, Franzosen, Hessen oder Brandenburger, spielte keine Rolle. "Freund" oder "Feind" führte sich gleichermaßen rücksichtslos auf.

Ob als Kriegsgrund der Kampf um den rechten Glauben angeführt wurde oder die Verteidigung gegen drohende Feindesmacht, konnte den kleinen Leuten erst recht egal sein - in jedem Fall hatten sie die Zeche zu zahlen.

Es gab aber auch Kriegsgewinner - wie etwa die Herren von Neersen. Gut gebildet, verfügten sie über den richtigen Riecher für die siegreiche Seite und über genügend geliehenes Startkapital, das sie in die Aufstellung eigener Truppenteile investierten.

Die brachten - offiziell im Namen des Kaisers oder der katholischen Liga - durch die Ausplünderung ihrer Einsatzgebiete großen Gewinn.

Johann II. von Virmond zog 1618 verschuldet in den Dreißigjährigen Krieg und kehrte 1631 so vermögend zurück, dass er als gute Kapitalanlage die kurfürstlichen Einkünfte aus Willich erwarb.

Die Gelder, die sein Sohn Adrian Wilhelm vom Kaiser für die Ausrüstung seines Virmond’schen Regiments erhielt, steckte dieser großenteils in die eigene Tasche. Mit ihrer Hilfe baute er in einer kurzen Friedensphase, von 1661 bis 1669, die baufällige Burg Neersen zum heutigen Schloss um.

Am 23. Juni 1758 hatte das Stadt Willicher Gebiet die zweifelhafte Ehre, auch Schlachtfeld zu sein: Herzog Ferdinand von Braunschweig, im Dienst König Friedrichs von Preußen Kommandeur der hannoverschen Armee, besiegte im Norden Alt-Willichs ein überlegenes französisches Heer. Was den Verlauf des Siebenjährigen Krieges aber kaum beeinflusste.

Diese Bataille, die bisher als "Schlacht an der Hückelsmay" (die korrekte Schreibweise ist eigentlich Hückelsmey) bekannt war, begann mit erbitterten Kämpfen um die Holterhöfe, Enger- und Votzhöfe und gipfelte in einem siegreichen Infanterieangriff auf der Hülsheide zwischen Willich, Fischeln und St. Tönis.

An der Krefelder Hückelsmey erinnert seit 1858 ein Denkmal an diese Schlacht - allerdings an der falschen Stelle. Denn dort fand, als die Entscheidung gefallen war, nur der kampflose Übergang von drei hannoveranischen Regimentern durch die Landwehr auf die Heide statt, um die Verfolgung der fliehenden Franzosen aufzunehmen.

Gekämpft wurde bei Willich, das dann von den siegreichen Truppen gehörig ausgeplündert wurde. (Fortsetzung folgt)