Willich: Neuerscheinung - Suche nach Bildern zwischen den Dingen

Der Schiefbahner Marcell Feldberg hat einen Gedichtband geschrieben.

Willich. Leichte Kost ist es nicht - und soll es auch nicht sein. "Einen Bestseller wollte ich nicht schreiben", sagt Marcell Feldberg. Statt dessen: Experimentelle Poesie - "so was gibt’s auch noch", stellt der Dichter nüchtern fest. Gut 100 Seiten lang ist das Buch "Sprache der Gräser" geworden, das im Radius-Verlag erschienen ist.

Feldberg, Kirchenmusiker, Germanist und Kantor in Schiefbahn, beschäftigt sich oft und intensiv mit Lyrik. Zu seinen Freunden zählt er Schriftsteller-Größen wie Friederike Mayröcker und Cees Nooteboom, mit denen er sich im regen Gedankenaustausch und "poetischer Korrespondenz" befindet. In diesem Austausch ist auch ein Anstoß zu "Strophen - Anspielungen - Fazikel" zu finden, wie es im Untertitel des Buches heißt.

Dreigeteilt wie im Untertitel ist der Gedichtband, in dem Feldberg Textbausteine ganz unterschiedlicher Ebenen ineinander schiebt. Ebenso flüchtige wie irre Momente des Alltag, die sonst achtlos vorüber ziehen, werden festgehalten.

Mal sind es Wäschestücke, die Feldberg vom Zugfenster aus an der Leine hängen sieht und die in seinem Kopf eine Verbindung zur hölzernen Kunst des Loris Marazzi und zu einem Gedicht Hölderlins eingehen. Dann ist es die von Kopfweiden gesäumte Straße in Richtung Anrath, auf der er mit dem Auto fahrend Bach im Radio hört, rüde unterbrochen von den Verkehrsnachrichten.

Immer wieder tauchen "Anspielungen" auf die Musik Bachs, auf die Werke Hölderlins, auf Natur und Kunst auf. Wer hier Erbauungslyrik erwartet, wird enttäuscht: Feldberg liebt das sprachliche Experiment, liebt das Doppeldeutige.

Er sucht nach Bildern zwischen den Dingen und formt daraus neue Zwischenbilder, eine "poetische Realität der Nebenwege abseits von Trampelpfaden", wie er es nennt.

Klingt kompliziert. Wie sollte ein Leser an solche Lyrik rangehen? "Einfach lesen und selber Bilder machen", sagt der Dichter ganz unbefangen. Und verspricht: "Wer sich auf dieses Experiment einlässt, dessen Sicht verändert sich. Er geht dann mitanderen Augen durch die Welt."