Willich: Gericht - Vater misshandelt seinen Sohn

Ein Willicher (27) muss ins Gefängnis. Er hatte den Säugling so heftig geschüttelt, dass der behindert bleiben wird.

Willich/Krefeld. Der Vater schämt sich. Hinter seiner Hand verbirgt der 27-Jährige Mann sein tränenüberströmtes Gesicht. Er ist vor dem Krefelder Schöffengericht der gefährlichen Körperverletzung angeklagt. Begangen an seinem Sohn Leandro am 23. Januar 2009. Als der nach Füttern, Wickeln und Fiebermessen nicht aufhörte zu schreien, schüttelte er den wenige Monate alten Säugling und ließ ihn in die Wiege fallen.

Die Tat hatte er bereits bei der Vernehmung gestanden. Ihm sei auch bewusst, dass man Kinder nicht schütteln dürfe, gibt er im Prozess weiter zu. Die älteste Schwester von Leandro (geboren 2006) war krank, weswegen der Vater einen Kursus über die Behandlung von Neugeborenen mitgemacht hatte. "Da habe ich das gelernt."

Der Angeklagte sagt weiter: "Wenige Minuten nach der Tat hat er so komische Geräusche von sich gegeben." Er brachte Leandro zum Großvater in der darunter liegenden Wohnung. Der fing sofort mit der Wiederbelebung an. Er selbst alarmierte den Notarzt, der das Baby ins Krefelder Klinikum brachte.

Der Arzt der Intensivstation kannte den Jungen bereits. Er war hier am 23. Oktober 2008 als Frühgeburt zur Welt gekommen. Weil die Mutter die Schwangerschaft nicht bemerkt hatte, litt das Kind, weil es nicht medikamentös auf das Leben außerhalb des Mutterleibes vorbereitet werden konnte. Es wurde mehrfach operiert und konnte erst am 11. Dezember entlassen werden. Dabei untersuchte ein Arzt sorgfältig das Kind und begutachtete auch sein Gehirn.

Deshalb konnte der Intensivmediziner dem Gericht auch sagen, dass die Schäden, unter denen der Junge noch heute leidet, nicht von der Frühgeburt stammen können. "Das ist ausgeschlossen", sagte der Mediziner. Die schweren Hirnblutungen, das Blut hinter den Augen, die vermehrte Ansammlung von Wasser im Kopf, das war bei der Entlassung noch nicht.

Als das Kind nach der Tat eingeliefert wurde, reagierte es nicht mehr, es atmete nicht mehr. Symptome, für die es keine andere Ursache geben könnte, als das Schütteltrauma. Es musste beatmet und künstlich durch eine Sonde ernährt werden. "Davon hat es sich nur langsam erholt." Das Gehirn ist dauerhaft geschädigt. Es wächst nicht mehr. Das kann man auch äußerlich sehen: War Leandros Kopf bis zur Tat noch normal groß, ist er jetzt auffällig klein.

Diese Aussage bestätigt auch der Gerichtsmediziner aus Düsseldorf. "Wenn man so ein kleines, zerbrechliches Kind so hin und her schüttelt, dann schleudert man das Gehirn innen gegen den Schädel. Und man verletzt wahrscheinlich die Nervenbahnen, die ins Rückenmark führen."

Die Kinderärztin der Reha-Klinik, die Leandro fast ein Jahr lang behandelt hat, stellt bei ihm eine geistige und körperliche Entwicklung fest, die einem sechs Monate altem Kind entspricht. "Das holt er nie wieder auf." Damit wurde klar, dass der Kleine schwer behindert ist. Da ist es dann auch unerheblich, ob er jemals laufen lernen wird - "zum Laufen lernen gehört nicht viel" wie sie sagt - oder ob er einen Intelligenzquotienten von 40 oder 70 erreichen wird, was ebenfalls nicht vorhersehbar ist.

Sein Vater wurde wegen schwerer Körperverletzung zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Das war knapp unter dem, was die Staatsanwältin gefordert hatte. Der Verteidiger hatte auf Bewährung plädiert.