Willich: Tag der offenen Tür im Haus Bönninghausen

Willich. Die Räume sind gediegen und geschmackvoll gestaltet, die Küche bietet zahlreiche kulinarische Möglichkeiten - der große Kondolenzraum könnte auch eine angesagte Bar in irgendeiner Großstadt sein.

Gefeiert werden wird dort allerdings nie: "Hier findet nur statt, was mit Trauerkultur zu tun hat", versprach Henry J. Keizer von "Krematorium Niederrhein Willich".

Der "Tag der offenen Tür" in und um Haus Bönninghausen war auf enorm große Resonanz gestoßen: Bereits am frühen Samstag Nachmittag konnte der tausendste Besucher gezählt werden. Der edle Kronleuchter, die wunderschöne Stuckdecke, edle Sofas auf einem glänzenden Parkettboden: So stellt man sich eine gute Stube vor.

Oder einen Verabschiedungsraum: In Haus Bönninghausen, dem herrschaftlichen Anwesen von 1920, kann stilvoll Abschied genommen werden. Und dank digitalem Schlüssel 24 Stunden am Tag. "Das ist aber schön gemacht hier": Dieser Satz, so oder in Varianten, war immer wieder zu hören. Die Besucher - viele alte Menschen, aber auch etliche jüngere, waren beeindruckt von dem Kühlraum, den Wolfgang Klein ihnen vorstellte: "Die Leichen werden bei drei bis sechs Grad gelagert", erfuhren sie.

Und was wie ein Tresor aussieht, entpuppte sich als Tiefkühlgerät: Leichen, die noch nicht zur Beerdigung freigegeben werden, können hier bei minus acht bis 15 Grad aufbewahrt werden. "Warum so eine bombastische Technik, nur um die sterblichen Überreste eines menschliche Körpers zu verbrennen?" Diese Frage drängte sich im Herzen des Krematoriums auf.

"Neben dem Ofen besteht die Technik vor allem aus einer aufwändigen Filteranlage", erklärte Keizer. Es gebe keine schädlichen Abgase und Leichengeruch sowieso nicht: "Sie können die Nase über den Kamin hängen, Sie werden nichts riechen", lautete sein Versprechen. In den beiden Kondolenzräumen war denn allermeisten Besuchern der besondere Ort nicht auf den Magen geschlagen - Kaffee und Kuchen schmeckten in der Anlage, in der bereits rund 400 Menschen eingeäschert wurden.

"Das gefällt mir alles hier sehr gut", gab Ursula Tanzhaus (78) aus Willich zu verstehen. Ihr Mann sei vor zwei Jahren in Düsseldorf eingeäschert worden. Christa Buchweitz (72) findet es gut, dass es jetzt vor Ort so ein tolles Krematorium gibt. Eines, in dem Verabschiedung vom Toten, Trauerfeier und Kondolenzfeier stattfinden können. rudi