Willich/Tönisvorst: Trend geht zur Urne

Viele Angehörige wünschen ein pflegeleichtes oder preiswertes Grab.

Willich/Tönisvorst. Wenn das "Krematorium Niederrhein" nahe der Autobahn-Abfahrt Münchheide im nächsten Frühjahr seinen Betrieb aufnimmt, wird es wohl gut ausgelastet sein: Denn Urnenbestattungen werden immer häufiger nachgefragt.

Fast die Hälfte aller Verstorbenen werden in St. Tönis mittlerweile in der Urne beigesetzt. Und auch in Willich zeichnet sich dieser Trend zur Einäscherung in den letzten Jahren ab.

Die Gründe sind vielfältig. "Heute wohnt die Familie häufig nicht mehr nur an einem Ort, sondern in alle Winde zerstreut", erklärt Sabine Dicker von der Abteilung Stadtentwicklung, die für die Friedhöfe in Tönisvorst zuständig ist: "Dadurch kommt es öfter als früher zu ungepflegten Gräbern." Der Aufwand, die Angehörigen zu finden, sei sehr hoch.

Dass es schwieriger ist, sich um die Gräber zu kümmern, wenn man nicht in der Nähe wohnt, ist auch ein Grund, der dazu beiträgt, dass sich viele Menschen für die Einäscherung entscheiden: "Urnengräber sind leichter zu pflegen. Manche lassen sie mit einer Platte verschließen, so entsteht gar kein Pflegeaufwand", weiß Christian Kils von der Gärtnerei Kils, die sich um Grünflächen auf dem St. Töniser Friedhof kümmert.

Natürlich spielen dabei auch die Preise eine Rolle. Die reinen Bestattungskosten liegen in Tönisvorst bei 385Euro für eine Bestattung im Sarg, 132 Euro kostet hingegen die Beisetzung in der Urne. Bei der Urne gilt auch eine kürzere Ruhezeit von 20 statt sonst 30 Jahren. "Auch das wird von vielen gewünscht", so Dicker.

Mit dem schrumpfenden Anteil an Sarggräbern werden die Vorratsflächen größer. Ein halber Hektar ist zur Zeit in Vorst frei, 1,9 Hektar sind es in St. Tönis. Im Vergleich zu Großstädten wie Krefeld entstünden in Tönisvorst durch die freien Flächen aber noch keine größeren Probleme, sagt Dicker: "Wir pflanzen dort Büsche oder nutzen sie für Parkgruften." Doch auch die Nachfrage nach den großen Parkgruften, in denen eine ganze Familie beerdigt werden kann, gehe zurück.

Während man in Tönisvorst noch keinen Bedarf sieht, über die entstehenden Freiflächen nachzudenken, hat der Trend zur Urnenbestattung in Willich schon dazu geführt, dass weniger Erweiterungsflächen eingeplant wurden. "Wir wissen noch nicht, was wir mit den frei werdenden Flächen machen werden. Das Problem ist, dass einzelne Gräber länger gebucht sind, so dass oft nur vereinzelte Stücke frei werden", erläutert Andreas Kublank vom Geschäftsbereich Landschaft und Straße, der für die Friedhofsverwaltung in Willich zuständig ist.

Im Gegensatz zu Krefeld haben sowohl Tönisvorst als auch Willich ihre günstigeren Preise für die Urnenbestattungen bisher beibehalten. Doch das könnte sich schon bald ändern, kündigte der Willicher Kämmerer Willy Kerbusch an, denn der Kostendeckungsgrad sei vor allem durch die Urnenbestattungen deutlich gesunken.