Krippenspiel in Meerbusch Jugendliche holen die Weihnachtsgeschichte in die Gegenwart
Meerbusch · Beim Krippenspiel von Pfarrer Wilfried Pahlke bekommt die bekannte Geschichte einen aktuellen Twist. So kommt zum Beispiel die Frage auf, was Kaiser Augustus‘ Finanzminister mit der Schuldenbremse vorhat. Andere Botschaften bleiben gleich.
Was wäre ein Familiengottesdienst zu Weihnachten ohne Krippenspiel? Die biblische Geschichte von Maria, Josef und dem Christuskind als kleines Theaterstück darzustellen, kommt besonders bei Kindern gut an. Wilfried Pahlke, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Büderich-Osterath hat zum wiederholten Mal eine moderne Version der Weihnachtsgeschichte geschrieben, die aktuelle politische und soziale Themen der heutigen Zeit aufgreift. „Mein vorletztes Krippenspiel“, sagt der Pfarrer. Denn Ende 2025 geht er in den Ruhestand.
Mit 22 Jugendlichen im Alter von 13 bis 21 Jahren macht er sich diesmal auf den Weg, um zu zeigen, dass die Geburt von Jesus Christus zwar schon über 2000 Jahre her ist, aber die Probleme und die Visionen der damaligen Zeit auch heute noch gültig sind. So klagt der Zimmermann Josef (Ruwen Aust) über die schlechte wirtschaftliche Lage, fehlende Lehrlinge, Insolvenzen von Bäcker und Schuster und politische Koalitionen, die nicht halten: „Was machen die freien Nazarener? Steigen einfach aus!“
Sogar Kaiser Augustus (Remy Liebau) hat große Sorgen. Sein Finanzminister will die Schuldenbremse einführen. Dabei will der Kaiser das Römische Reich wieder groß machen. Parallelen zu heute sind unverkennbar. Und mittendrin das heilige Paar, das sich auf Geheiß des Kaisers auf den Weg machen muss.
„Wir proben seit Anfang Dezember, aber erst in der letzten Woche wurde es intensiv“, sagt Pahlke. Fünf Treffen seien vereinbart worden. Dabei alle unter einen Hut zu bringen, sei gar nicht so einfach. Pahlke hat ein gutes Händchen dafür, die Proben zügig auf den Punkt zu bringen und immer wieder Hinweise zu geben, wie die Texte prägnant gesprochen werden können. Gesten und Mimik müssten sitzen, damit die Geschichte lebendig werde.
Die Akteure tragen in die damalige Zeit passende Kleider, die aus einem Kostümverleih stammen. „Wir haben die Kleider schon viele Jahre dort ausgeliehen, aber als wir sie nach Corona zurückbringen wollten, war der Kostümverleih pleite“, sagt Elke Platen-Büchle, die als Lektorin fungiert und mit Fanfarenstößen wichtige Punkte der Handlung einleitet. Daher habe man die Kostüme in Verwahrung genommen und nutze sie nun jedes Jahr. Wie das Kettenhemd und den Helm des römischen Soldaten und die langen Gewänder, die die Frauen damals trugen.
„Die spinnen, die Römer“, macht sich Josef im weiteren Verlauf der Handlung lustig, muss dann aber seinen großen Auftrag – 20 Dächer für eine Neubausiedlung herzustellen – liegen lassen und sich mit Maria (Eva Maria Grob) auf den Weg nach Bethlehem machen. Dort klopfen sie am Gasthof „Bethlehemperle“ an, wo es für „normale“ Gäste ein Wachtelmenü mit Feigenparfait als Dessert gibt. Wie für die zwei „Schwatzmäuler“, die Pahlke eingeschoben hat, weil mehr Jugendliche mitspielen wollten, als er gedacht hatte.
Doch für Maria und Josef ist kein Platz in der Nobelherberge. Sie müssen weiterziehen bis zum Stall mit der Futterkrippe, die in der Christuskirche mit großen Plüschtieren – Ochse, Esel und Schäfchen – dekoriert ist. Hier wird Gottes Sohn geboren. „Denn die ganze Welt soll angesteckt werden vom Virus der Liebe und des Friedens“, formuliert es Pahlke für den Engel Gabriel. „Er soll der Welt neue Hoffnung geben.“
Das Krippenspiel findet an Heiligabend, 24. Dezember, um 15.30 Uhr als Kindervesper in der Christuskirche, Karl-Arnold-Straße 12, statt.