Gefahr aus rechtem Spektrum Mehr Ermittlungsverfahren wegen Verdachtsfällen von rechts

Düsseldorf · Ob Islamfeindlichkeit oder Hasskriminalität gegen Ausländer - Polizei und Justiz haben zunehmend mit solchen Fällen zu tun. Bei den Staatsanwaltschaften in NRW häuft sich die Ermittlungsarbeit.

Vor den Staatsanwaltschaften landen vermehrt Verdachtsfälle rechts motivierter und islamfeindlicher Kriminalität - viele Täter bleiben jedoch unentdeckt. (Symbolbild)

Foto: David Inderlied/dpa

Die Staatsanwaltschaften haben 2024 in Nordrhein-Westfalen erheblich mehr Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts islamfeindlicher oder rechts motivierter Straftaten eingeleitet als ein Jahr zuvor. Das geht aus Antworten des Düsseldorfer Innenministeriums auf Anfragen aus der AfD-Landtagsfraktion hervor.

Attacken aus dem rechten Spektrum

Im Bereich rechts motivierter Verdachtsfälle leiteten die Staatsanwaltschaften demnach im vergangenen Jahr mit fast 8.000 Ermittlungsverfahren rund 40 Prozent mehr ein als 2023. Zu rechts motivierter Kriminalität zählen beispielsweise verbale oder physische Straftaten gegen Ausländer, Angriffe auf Asylbewerbereinrichtungen oder auf den Staat und seine Symbole.

Hass auf Andersgläubige

Im Tatkomplex „Islamfeindliche Straftaten“ wurden 544 Ermittlungsverfahren eingeleitet, das sind doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Gegen 87 Verdächtige wurde deswegen Anklage erhoben beziehungsweise der Erlass eines Strafbefehls beantragt (2023: 54). 43 Personen wurden verurteilt (2023: 28). Zur Einstellung der Ermittlungen kam es in 383 Fällen (2023: 160). Grund für die Einstellung war in 159 Verfahren (2023: 47), dass ein Tatverdächtiger nicht ermittelt werden konnte, heißt es im Bericht des Innenministeriums.

Tausende bleiben unentdeckt

Im Bereich rechts motivierter Kriminalität wurde demnach gegen 1.148 Verdächtige Anklage erhoben beziehungsweise der Erlass eines Strafbefehls beantragt (2023: 780). 510 Personen wurden verurteilt (2023: 381). Zur Einstellung der Ermittlungen kam es in 6.246 Fällen (2023: 4.326). Auch hier war in 3.136 Verfahren (2023: 1.959) Grund für die Einstellung, dass kein Tatverdächtiger ermittelt werden konnte.

Finale Bilanz steht noch aus

Sowohl für diesen Deliktbereich als auch bei islamfeindlichen Straftaten gibt es noch keine endgültige Bilanz zu neuen Fallzahlen. Der Abgleich der Landeskriminalämter mit dem Bundeskriminalamt für das Jahr 2024 sei noch nicht abgeschlossen, antwortete das Innenministerium der AfD. 2023 waren in NRW 3.549 Verdachtsfälle rechts motivierter Straftaten und 269 Fälle mit mutmaßlich islamfeindlichem Hintergrund erfasst worden.

© dpa-infocom, dpa:250313-930-402573/2

In der ersten Zeile wurde korrigiert: Die Staatsanwaltschaften (nicht: die Kriminalpolizei)

(dpa)