Angebotsmodell: Verein klagt gegen Finanzamt
Für die Pflege ihrer Anlagen bekommen die Vereine Geld von der Stadt. Das sollen sie als Einkünfte versteuern.
<strong>Mönchengladbach. Das dürfte einmalig sein: Der erste Verein in der Stadt hat jetzt beim Landgericht Mönchengladbach Klage gegen das Finanzamt eingereicht. Weil er sich unverschuldet in seiner Existenz bedroht sieht. "Blitzen wir mit unserer Klage ab, müssen wir unseren Betrieb einstellen", sagt ein Mitglied des Vereinsvorstands gegenüber der WZ. Aus Sorge vor weiteren Forderungen möchte er ungenannt bleiben.
"Die Gelder sind längst in die Bezahlung der Trainer geflossen"
In den Clubs der Stadt herrscht Panik - genauer gesagt bei denen, die das so genannte Angebotsmodell der Stadt unterschrieben haben. "Damit übernehmen die Vereine selbst die Pflege der städtischen Sportanlagen", so ein Stadtsprecher. Dafür bekämen die Vereine dann die Hälfte der Summe, die die Kommune bisher für diese Arbeiten aufgewendet habe.
Und genau das ist das Problem. Denn für das Finanzamt ist das Geld, das die Stadt den Vereinen überweist, eine Einkunft. Und die müsse versteuert werden. "Wir sind natürlich davon ausgegangen, dass das Geld bereits versteuert ist. Die Gelder sind doch längst in die Bezahlung unserer Trainer geflossen", so der Obmann des 300 Mitglieder starken Vereins verzweifelt.
Dabei ist das Angebotsmodell eigentlich eine tolle Sache: Die hoch verschuldete Stadt spart, und die Vereine können, da sie die Pflege meist mit eigenen Kräften übernehmen, die Vereinskasse aufbessern. "Nur so konnten wir zwei neue Sportarten anbieten, da wir bisher kein Geld für weitere Trainer hatten", so der Obmann eines weiteren Gladbacher Vereins.
"Bei einem Jahresbudget von 15 000 Euro, das wir für unsere Trainer, die Geschäftsstelle und die Pflege der Anlage haben, müssen wir den Verein dann auflösen", der Vorstand des Sportclubs.
Ob die Stadt die Vereine falsch beraten hat, ob die Verträge laienhaft ausgearbeitet wurden oder ob das Finanzamt unrecht hat. All’ das hat nun das Gericht zu klären. Ein Verein hielt dem Druck des Finanzamtes nicht statt - er zahlte bereits. Mit welchen Folgen für den laufenden Betrieb ist noch unklar.