Brillierender Bariton und groteske Kleider

Im Theater im Nordpark feiert die komische Oper „Viva La Mamma!“ Premiere – darin geht’s um allerlei Geldnöte.

Mönchengladbach. Vergessen Sie "Charly’s Tante". Schauen Sie sich "Viva La Mamma!" an. In dieser komischen Oper von Gaetano Donizetti mit dem Untertitel "Die Sitten und Unsitten des Theaters" brilliert in der Premiere im TiN der Bariton Hayk Dèinyan in der Rolle der Mama Agata.

In der Theatertruppe, in der deren Tochter Luigia (Janet Bartolova) engagiert ist, geht es ständig drunter und drüber. Jeder kämpft mit allen Mitteln darum, ein Star zu sein. Nie ist etwas rechtzeitig fertig, und am Geld mangelt es sowieso. In dieses Chaos platzt nun auch noch Mama Agatha.

Um ihrem Kind Geltung zu verschaffen, flirtet sie mal mit dem Regisseur, mal sticht sie ihn mit spitzem Absatz aus. Dann entdeckt sie die Chance, selbst einmal auf der Bühne zu stehen. In der Sehnsucht ihrer Seele ist sie so rührend verletzlich, dass der Regisseur die Chance wittert, sie anzupumpen, um seine Finanznot zu beheben und die Aufführung zu retten.

Aber das ist nur ein Abschnitt in der von Christian Tombeil inszenierten Aufführung, die vor Spielfreude und Sangeslust zu platzen scheint. Das betrifft Dara Hays als erste Sängerin genauso wie Tobias Scharfenberger als ihr unterwürfiger Gatte, der - ganz wie Mama Agatha - auch seine Chance bekommt und wahrnimmt. Aber auch Uta Christina Georg, Matthias Wippich, Thomas Peter und Christoph Erpenbeck machen ihre Sache wunderbar - in ihrem Fall mit Unterstützung des Männerchors, den Heinz Klaus einstudiert hat.

Gabriele Wasmuth lässt ihnen Kostüme schneidern, die ähnlich wie Konzertgarderobe schmeichelt und glimmert - und steckt sie dann in grotesk-futuristische Römeruniformen, in denen sie sich so richtig lächerlich machen würden - wenn dabei nicht ganz viel Selbstironie zum Tragen käme.

Die Niederrheinischen Sinfoniker unter Kenneth Duryea spielen die schöne Musik voller Schwung und Spaß - bis, ja bis Regisseur Christian Tombeil Mama Agatha verkünden lässt, dass die Politik gute Künstler gut bezahlen müsse und die Zuschüsse nicht streichen dürfe, damit Theater leben kann. Und dann ist das BühnenMärchen aus. Aber es hätte im Original auch nicht länger gedauert.