Der lebensgefährliche Basar an der Autobahn

Autofahrer beklagen, dass „fahrende Händler“ nicht selten „sehr aggressiv“ auf Autobahn-Zu- und -Abfahrten ihre Ware anbieten und um Spritgeld betteln.

<strong>Mönchengladbach. "Zuerst dachte ich, da hat jemand eine Panne und winkt mir deshalb zu", sagt die junge Frau. Sie hat mit ihrem Kleinwagen die Autobahn 52 verlassen und rollt über die Abfahrt Neuwerk. "Was ist denn los?", fragt sie den braun gebrannten Mann, als sie ihr Auto gestoppt hat. Spätestens jetzt stellt sich heraus: Der Mann, der noch auf dem Asphalt steht, und die Landsleute am Straßenrand haben gar keine Probleme rund ums Auto. Sie wollen ihre Billiguhren und den glänzenden Einfachschmuck loswerden. Empört fährt die Lehrerin weiter - und muss sich, wie sie berichtet, ein kleines Feuerwerk aus Beschimpfungen anhören.

Die Düsseldorfer Autobahnpolizei spricht von einer "neuen Masche". Tatsache ist: Gerade am vergangenen Wochenende häuften sich die Telefon-Beschwerden bei der Polizei von Autofahrern, die sich "sehr aggressiven Verkaufsmethoden" gegenüber sahen.

Ob der Fall der jungen Gladbacherin in Neuwerk oder die registrierten Zwischenfälle am Autobahnkreuz Mönchengladbach der A 52/A 61, in Güdderath/Odenkirchen (A 61) oder am Autobahnkreuz Meerbusch der A 44 und A 57: Die Händler - zumeist Sinti oder Roma - stehen quasi auf der Straße und veranlassen die Autofahrerinnen und Autofahrer zu brenzligen Bremsmanövern.

Dann verwickeln sie die Lenker in Gespräche und bieten ihnen "tolle Schnäppchen" an. Zumeist Billigware, die den hohen Preis nicht wert ist. Ein "Basar-Besucher" sagt: "Die hatten die Kofferräume voll mit Parfum, Anhängern und Uhren."

Die Autobahnpolizei, so ihr Sprecher Gunter Herring zur WZ, will diesen lebensgefährlichen Autobahn-Basaren nicht länger tatenlos zusehen. Zumal das Bundesfernstraßen-Gesetz derartiges Verkaufsgebaren verbietet und bestraft. Nicht nur auf Zu- und Abfahrten, sondern auch auf Parkplätzen der Autobahnen. Herring fügt hinzu: "Diese Personen betteln aber auch um Benzin und bieten dafür wertlose Uhren an."

Allerdings hat die Polizei - bislang jedenfalls - ein Problem. Die Sinti und Roma - im Beamtenjargon "mobile ethnische Minderheit" genannt - sind sehr flexibel, treten hier und dort in Erscheinung. Und sind auch schnell wieder weg, wenn es Ärger gibt.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Autobahnpolizei kommen die Händler vorwiegend aus den EU-Staaten Bulgarien und Rumänien. Ihre Autos haben vielfach ein französisches Kennzeichen.

Fälle Auch in Dinslaken und Grevenbroich fielen "autobahnnahe" Händler auf. Ihnen drohen Verwarn- und Bußgelder - wenn sie denn erwischt werden.

Masche Sie täuschen Pannen vor, verkaufen Billigware und betteln um Spritgeld.

Tipp Die Polizei rät, nicht anzuhalten, sondern womöglich nach einem Stopp über Handy die "110" anzurufen.