Flughafen: Peters muss gehen
Eklat: Düsseldorf gelingt mit einem fragwürdigen juristischen Winkelzug der Rauswurf. NVV AG reagiert geschockt.
Mönchengladbach. Dass es eine heiße Sitzung werden würde, damit hatte NVV-Chef und Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzender Friedhelm Kirchhartz gerechnet, als zuerst der Aufsichtsrat und dann die Gesellschafter der Flughafen GmbH tagten. Um kurz nach 13 Uhr verließ Kirchhartz fluchtartig und außer sich vor Wut den Flughafen-Terminal.
Mit einem fragwürdigen juristischen Winkelzug hatte der Mehrheitsgesellschafter aus Düsseldorf (70 Prozent Anteil) den bisherigen Geschäftsführer Hans-Joachim Peters abgesetzt. Dafür ist eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig. Doch die Düsseldorfer erklärten die NVV beim einzigen Tagesordnungspunkt (Absetzung des Geschäftsführers) für befangen. Somit zählten die Stimmen der NVV nicht. Ergebnis: Peters muss gehen - sofort. "Sein Verhalten war untragbar. Er hat ohne Ermächtigung der Gesellschafterversammlung eine Landebahnverlängerung auf 1850 Meter beantragt", sagte Düsseldorfs Flughafengeschäftsführer Thomas Schnalke.
Was er damit meinte, spürte Peters nach der Sitzung. Wie ein ertappter Dieb musste er Handy, Laptop und Gebäudeschlüssel abgeben. Außerdem tauschte man sofort die Schlösser zu Peters’ Büro. Zudem wurde sein Computer und der seiner Sekretärin mitgenommen. "Ich bin geschockt, wie man mich behandelt. Das habe ich nicht verdient. Ich habe nur im Sinne des Gladbacher Flughafens gehandelt", so Peters. Mit dem Dienstwagen durfte er noch nach Hause fahren, später muss er ihn abgeben.
Der Eklat ereignete sich dann nach der Gesellschafterversammlung: Kirchhartz wollte als Versammlungsleiter die Mitschnitte der Sitzung an sich nehmen. Doch die Bänder sind verschwunden. Kurz darauf teilte ihm die Sekretärin des Flughafens mit, dass "zwei Männer aus Düsseldorf" die Bänder an sich genommen hätten.
Schlössertausch Noch während der Aufsichtsratssitzung tauschen die Düsseldorfer die Schlösser am Büro von Flughafen-Chef Hans-Joachim Peters. Aufsichtsrat Reiner Brandts (Foto) versucht vergeblich das Büro öffnen zu lassen.
Nach Wildwest-Manier haben die Düsseldorfer vorläufige Fakten geschaffen und damit, so scheint es, eine Ehe beendet, in der man schon lange aneinander vorbei redete. Dass die Gladbacher empört reagieren, ist angesichts der Art und Weise, wie die Platzhirsche um Düsseldorfs OB Joachim Erwin (CDU) vorgingen, allzu verständlich. Und Hans-Joachim Peters hat es nicht verdient, wie ein ertappter Dieb behandelt zu werden.
Der Alleingang von Peters mit Rückendeckung der NVV AG und der Politik musste dem Mehrheitsgesellschafter aber wie eine Provokation vorkommen. Nun droht dem Flughafen das endgültige Aus.
NVV-Chef Friedhelm Kirchhartz nach den Sitzungen der Flughafen-Gremien im Terminal an der Niers.