Die Opfer gefoltert und gefilmt

Seit Montag stehen fünf junge Leute vor Gericht. Sie gingen brutal vor, um im Drogenmilieu an Geld zu gelangen.

Mönchengladbach. Das Video mit den grauenvollen Szenen tauchte in der Altstadt auf: Gefesselte junge Menschen, die mit Drogennadeln gequält, mit Hundeleine oder Duschstange blutig geschlagen werden. Opfer stunden- oder tagelanger Folter. Die Bilder, mit dem Handy aufgenommen, machten die Runde und landeten schließlich nach einem gezielten Hinweis bei der Polizei.

Sie sollen von einer Gruppe - drei junge Männer, zwei junge Frauen - aufgenommen worden sein, als sie ihre Opfer gefügig machten, um sie zu bestehlen. Seit Montag stehen die vier geständigen Gladbacher und ein Weseler vor der Hilfsstrafkammer des Landgerichts. Der ungewöhnliche Prozess begann erst nach stundenlangen Gesprächen zwischen Richter, Anwälten und den Angeklagten, von denen Heinz-David E. (24) und Frank G. (27) in U-Haft sitzen.

Die Liste der Vorwürfe der Ankläger ist lang: Körperverletzung, Freiheitsberaubung, räuberische Erpressung, Raub, Computerbetrug, Einbrüche, Diebstähle und Drogen-Verstöße mit unterschiedlicher Beteiligung der fünf auf der Anklagebank.

Sie alle sind mehr oder minder drogenabhängig. Und die, die sie ausraubten und brutal misshandelten ebenfalls. Da ist der Hauptbeschuldigte Heinz-David E. Er ist lang, trägt das Haar kurz und einen fein rasierten Kinnbart. Seit dem 15. Lebensjahr schluckt er LSD, die Dachdeckerlehre brach er irgendwann ab. Das Geschäft mit der Droge habe mehr gebracht, soll er in einer Polizeivernehmung erklärt haben.

Komplize G., der angeblich zweite Drahttzieher, zog schon mit 15 bei den Eltern aus, verlor wegen Rauschgift seinen Job. Er brauche "das Zeug" täglich, sagt er.

Die grausigen Taten wurden in den Jahren 2006 und 2007 verübt. Die Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen, werden aber von einer Vielzahl Zeugen belastet.

Am 4. Dezember 2006 lockten E. und G. ihr Opfer David St. in eine Wohnung an der Brunnenstraße in Dahl. Das Duo fesselte es mit Klebeband. Zwei Tage wurde St. in einem Raum eingesperrt, dann musste er Pep (eine Kunstdroge) schlucken, sich Frauenkleider anziehen und tanzen. Dabei schlug und filmte das Duo sein verzweifeltes Opfer. Danach durfte der Gepeinigte die Wohnung verlassen.

In der Zwischenzeit hatten Mitglieder der Bande mithilfe von EC-Karte und Pin Geld vom Konto des Opfers abgehoben, in seiner Wohnung Kleidung, Handy, Musikanlage und PC gestohlen.

Michael W. erlitt in der Nacht vom 5. zum 6. Oktober 2007 in einer Wohnung an der Erzberger Straße schwere Verletzungen, die ihm Bandenmitglieder zugefügt hatten. Unter anderem drückten sie glühende Zigaretten auf seinen Handflächen aus. Der Hauptbeschuldigte David E. hatte die Quälerei angeordnet: Michael habe seinen Bruder "ausgenutzt".

Der Prozess wird am 13.August fortgesetzt.