Kloster Kamp: Schlendern wie in Sanssouci
Die Terrassengärten vom Kloster Kamp am Rand zum Ruhrgebiet gehören zur Straße der Gartenkunst.
Kamp-Lintfort. "Das ist doch großartig, oder?" Ja, der Besucher mit dem Ruhrgebiets-Zungenschlag hat eindeutig Recht. Die Terrassengärten von Kloster Klamp sind großartig. Sie sind sogar so eindrucksvoll, dass oftmals behauptet wird, sie hätten Pate gestanden für den Bau der weltberühmten Gärten von Schloss Sanssouci in Potsdam.
Gern erzählen Lokal-Historiker die Legende, dass Friedrich I. an einem Spätsommertag 1740 von Straßburg nach Schloss Moyland fuhr, um sich mit Voltaire zu treffen. Als er den Kamper Terrassengarten passierte, entwarf er in der Kutsche den Plan von Sanssouci.
Das ist eine schöne Geschichte, aber Humbug. Der Terrassengarten entstand, als die Abtei nach dem Westfälischen Frieden 1648 wieder aufgebaut wurde. Der damalige Abt Daniel hatte bei der Gartenplanung vermutlich auf dieselben italienischen Vorbilder zurückgegriffen wie König Friedrich.
Aber bis heute ist die Anlage mit den barocken Terrassengärten am Niederrhein einmalig - und immer wieder Ziel von Besuchergruppen. Aufgenommen wurde sie als herausragendes Beispiel in die Straße der Gartenkunst an Rhein und Maas.
Wer sich an den Blumenbeeten erfreut, den Kräutergarten erschnuppert und die Treppen erklommen hat, kann sich im Kloster-Café an einem Stück selbstgebackenen Kuchen erfreuen. Und danach frisch gestärkt den Rundgang auf dem Kamper Berg fortsetzen. Sehenswert ist die Abteikirche mit der Camper Madonna, dem Chorgestühl und der sechseckigen Kanzel - und eine Reliquie: ein Stück der Schädeldecke der Heiligen Agatha von Catania.
Gegenüber im Museum kann man die Entwicklung des Zisterzienserordens und die Geschichte des Klosters Kamp verfolgen. Wer gut zu Fuß ist, macht sich auf den Wandelweg. Er geht vorbei an der Fossa Eugenia, dem Versuch der Spanier, 1626 eine Kanalverbindung zwischen Rhein und Maas zu schaffen (wie es später Napoleon mit dem Nordkanal ebenfalls versuchte) und führt zur zweiten Wurzel der Stadt mit dem Doppelnamen: dem Steinkohlenbergbau. 1906 wurde in Lintfort mit dem Abbau der Kohle begonnen. Die Ära geht zu Ende: Der Bergbau läuft aus.