Europawahl in Mönchengladbach: CDU verliert mehr als zehn Prozent
Klarer Gewinner sind die Liberalen. Die SPD legt leicht zu. 716 Personen stimmen falsch ab.
Mönchengladbach. Der Aufruf mit Leidenschaft von OB Norbert Bude (SPD) und weiterer 42 engagierter Gladbacher, bei den Europawahlen nicht zu Hause zu bleiben, hat nicht viel gebracht. Mit einer Wahlbeteiligung von 35,56 Prozentpunkten hat Gladbach sein ohnehin unrühmliches Ergebnis von vor fünf Jahren mit damals gut 33 Prozent nur leicht verbessert.
Bude zeigte angesichts der Wählerunlust kein Verständnis: "Das ist immer noch nicht genug." Europa bestimme unseren Alltag, da dürfe und könne man sich als Bürger nicht verweigern.
Schon um 15 Uhr zeichnete sich die schwache Beteiligung ab. In einem Ohler Wahllokal hatten da 27 Prozent ihr Kreuzchen hinter sich, in Mülfort waren es schwache sieben Prozent.
Deutlich mit mehr als zehn Prozent verlor die CDU. Die SPD legte leicht mit knapp zwei Prozent zu, die Bündnis-Grünen verzeichneten ein etwa gleiches Ergebnis wie 2004. Deutlicher Sieger sind die Freien Demokraten. Sie sind in Gladbach nun zweistellig, sprangen von 9,6 auf 16,39 Punkte. Zugelegt haben auch Die Linke (plus knapp drei Prozent).
Bei den Bündnis-Grünen reagiert man verhalten. "Wir waren in Rheydt-Mitte und Hardt überdurchschnittlich. Da müssen die anderen von uns zum Beispiel für die Kommunalwahl mehr tun. Von Rheydt kann man siegen lernen", sagt Karl Sasserath. "Die CDU ist der klare Verlierer, den Oppositions-Parteien macht der Wahlausgang Mut", sagt er.
Parteichef Norbert Post ist geknickt: "Die CDU hier ist voll im Bundestrend, die FDP ist der Sieger, das ging zu unseren Lasten. Unser Klientel haben wir nicht an die Urne gekriegt." CDU-Fraktionschef Rolf Besten sagt: "Diesen Wahlausgang nehme ich nicht persönlich."
Hermann-Josef Krichel-Mäurer, SPD-Parteivorsitzender, sieht zwei positive Entwicklungen: "Die Wahlbeteiligung ist in Gladbach gestiegen, und die Rechtsextremen spielen mit 0,88 Prozent keine Rolle mehr." Für die SPD hätte er sich ein "besseres Votum gewünscht". "Aber zugelegt haben wir ja."
Er strahlt und schweigt: Bernd Kuckels ist Wahlleiter, aber auch FDP-Politiker. Und die Liberalen sind spätestens seit Sonntagabend in Feiertagsstimmung.
Ein Vergleich: In Stadtmitte erzielen CDU 38,14 Prozent, SPD 19,85, Grüne 12,49, FDP 17,53, Die Linke 5,08. RY-Mitte: CDU 30,80 Prozent, SPD 25,37, Grüne 13,35, FDP 15,10, Die Linke 6,74.
Als Briefwähler entschieden sich insgesamt 10466 Personen. Die Europawahl kostete allein in Gladbach 370000 Euro.
Dass es die "Die Tierschutzpartei" auf 1,08 Prozent (687 Stimmen), die Gruppierung "Familie" in Gladbach aber gerade mal auf 352 (0,56 Prozent) brachte, gibt manchem Beobachter zu denken.