Friedensnobelpreisträger hielt Vortrag in der Kaiser-Friedrich-Halle

Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari (74) aus Finnland sprach in der Kaiser-Friedrich-Halle über seinen Weg der Konfliktvermittlung.

Mönchengladbach. Es gibt kaum einen anderen Diplomaten, der an so vielen Krisenherden dieser Welt vermittelt hat. 150 Tage im Jahr ist Martti Ahtisaari nach eigener Aussage auf Reise, um im Auftrag der internationalen Staatengemeinschaft Konflikte in den verschiedensten Erdregionen zu lösen.

Doch was zeichnet einen Friedensvermittler wie den mittlerweile 74-jährigen Finnen überhaupt aus, der wesentlich zur Unabhängigkeit Namibias beitrug, die Kosovo-Gespräche leitete und als einer der Architekten der Unabhängigkeit der südserbischen Provinz gilt? Diesen und anderen Fragen ging Martti Ahtisaari am Samstagabend in der voll besetzten Kaiser-Friedrich-Halle in einem Vortrag über seinen Weg der Vermittlung sowie in einem anschließenden Interview mit Moderator Stefan Schulze-Hausmann nach.

Denn ihm, dem sich anfangs süffisant als „Beckham der Diplomatie“ outenden Friedensnobelpreisträger von 2008, wurde sein Beruf nicht einfach in die Wiege gelegt. Um ein guter Mediator zu sein, braucht es nicht nur einfach Glück. Ein klares Ziel für Verhandlungen, ein klares Mandat und eine gründliche Analyse der Konfliktsituation seien notwendig, um als „ehrlicher Makler“ einen starken Einfluss auf die jeweiligen Konfliktparteien ausüben zu können.

Ein Friedensstifter, wie er es seit nunmehr 30 Jahren ist, müsse die stets richtige Bilanz zwischen Einbeziehung und Erfolg finden. Schließlich ist, wie der in sich ruhende Martti Ahtisaari mehrmals an diesem Abend betont, „Frieden eine Frage des Willens“.

Zudem gelte bei der gestaltenden Rolle als Vermittler die Prämisse: „Nichts gilt als vereinbart, bis es vereinbart wurde“.

Aus aktuellem Anlass nahm der gelernte Volksschullehrer deshalb auch Stellung zu dem zunehmend blutigen Konflikt in Syrien, in dem nun der UN-Sondergesandte Kofi Annan vermittelt. „Wir kommen immer zu spät, denn schon zu viele Zivilisten wurden umgebracht“, erklärte Ahtisaari. Zunächst gehe es dort darum, ein Abgleiten in einen Bürgerkrieg zu verhindern und einen Dialog zwischen den Konfliktparteien zu organisieren. Dann folgt seine Beurteilung der Situation: „Das Beste, was passieren könnte, wäre, wenn Präsident Assad das Land verlassen würde“.

Hobbyangler Martti Ahtisaari, der die Arbeit als Vermittler einmal mit dem Angeln von Lachsen verglich, hat dazu auch allen Grund. „Ich bin ein geborener Optimist“, gesteht er am Ende der knapp 90-minütigen Veranstaltung. „Und meine Philosophie lautet: Das ist heute mein erster Tag“. Viel Applaus für einen aktiven Friedensvermittler und Konfliktlöser, der zu einem der gefragtesten Diplomaten der Welt wurde. jek