Hassprediger nach Gladbach
Eine umstrittene Islamschule wird von Sicherheitsbehörden ins Visier genommen.
Mönchengladbach. Im Schaufenster des ehemaligen Geschäftshauses künden deutsche Zitate aus dem Koran von der Nutzung des eingerüsteten Gebäudes. Seit zwei, drei Jahren ist hier ein islamischer Kulturverein tätig, in einer Hinterhof-Moschee wird gebetet.
Doch vor einem Monat hat der Besitzer gewechselt. Es wird umgebaut und renoviert: Bald soll hier an der Eickener Straße in Mönchengladbach eine Islamschule für den sogenannten Salafismus einziehen. Diese Strömung des Islam ist laut Sicherheitsbehörden ein geistiger Nährboden für Terroristen.
Hinter dem neuen Missions-Zentrum steckt der Salafist Mohammed Ciftci mit seinem Verein "Einladung zum Paradies", der bisher in Braunschweig beheimatet ist. Vor einem Monat unterschrieb Ciftci nach Angaben des niedersächsischen Verfassungsschutzes zusammen mit dem Mönchengladbacher Sven L. den Kaufvertrag für die 1000Quadratmeter große Fläche.
Auch der zum Islam konvertierte Prediger Pierre Vogel, ein konvertierter Ex-Boxer aus Köln, soll dabei gewesen sein. Der Umbau des ehemaligen Obst- und Gemüseladens sowie einer Kfz-Werkstatt werden bereits von "Paradies"-Jüngern aus Braunschweig beaufsichtigt.
"Der niedersächsische Verfassungsschutz habe immer wieder auf die Gefahren dieses Zentrums hingewiesen", sagte der Präsident der Behörde, Hans Wargel, gestern. "Offensichtlich hat diese Aufklärungsarbeit Wirkung gezeigt.
Wenn der angekündigte Umzug der Islamschule nach Mönchengladbach vollzogen ist, so wäre dies gut für Niedersachsen". Das Problem haben nun andere. NRW-Verfassungsschutzchefin Mathilde Koller: "Wir haben den Umzug im Visier und wollen die Radikalisierung junger Menschen verhindern." Man werde die Entwicklung deshalb "aufmerksam beobachten.
Ciftci (alias Abu Anas) soll in einem Video verkündet haben, ungläubige Muslime müssten mit dem Schwert enthauptet werden. Der Prediger fühlt sich missverstanden und zu Unrecht von den Verfassungsschützern verfolgt - in Braunschweig hatte es Razzien gegeben. Seine 2007 gegründete Islamschule bietet ein Online-Studium an, das nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums derzeit rund 200Studenten absolvieren.
Im neuen Missions-Zentrum sollen besonders junge Leute auf dem Weg der Selbstfindung und Jugendliche mit Problemen im Alltag angesprochen werden. Dabei hatten Besucher beobachtet, dass die Zahl junger Moschee-Gänger in jüngster Zeit abgenommen habe. Die Vorträge würden oft in aggressivem Ton gehalten, heißt es.
Eine der führenden Rollen bei der Bekehrung vor allem junger Deutscher spielt Pierre Vogel. Der 32-Jährige war deutscher Junioren-Meister im Boxen und hatte einen Profi-Vertrag beim Sauerland-Boxstall. 2001 konvertierte der Ex-Zivildienstleistende ("Essen auf Rädern") zum Islam und nennt sich heute Abu Hamza.
Er predigt in Moscheen und wendet sich in Videos an sein Publikum. Bei einer Kundgebung im Januar verglich Vogel die Situation der Muslime mit der Lage der Juden in Deutschland in der Zeit der Nazis. In der Schweiz hat er als "Hassprediger" ein Einreiseverbot. Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden gehört Vogel zu den einflussreichsten Konvertiten in Deutschland - er halte den Islam für "absolut überlegen".