Hindenburgstraße bleibt Einbahnstraße
Seit einem Jahr fahren die Busse nur noch bergauf über die Einkaufsstraße. Die Testphase wird jetzt verlängert.
Der Busverkehr in der Mönchengladbacher Fußgängerzone wird wohl bis mindestens Mitte 2018 einspurig bleiben. Seit Sommer 2016 fahren die Linienbusse in einer Testphase nur noch bergauf, bergab geht es über die Steinmetzstraße. Und das wird sich bis zum nächsten Fahrplanwechsel 2018 auch nicht mehr ändern, obwohl die Testphase zunächst nur für ein Jahr ausgelegt war. „Mindestens bis zum nächsten Fahrplanwechsel wird es so bleiben“, sagt NEW-Vorstand Armin Marx. Und der ist im Juli 2018. Wenn die Politik eine Rückkehr zum zweispurigen Busverkehr entlang der Einkaufsmeile beschließe, dann werde aber auch das entsprechend umgesetzt, so Marx.
Doch damit rechnet kaum jemand. Im Herbst und Winter werden die in Auftrag gegebenen Gutachten und Befragungen von Fahrgästen und Passanten nach der Pilotphase den Politikern vorgestellt. Die Ergebnisse liegen im Detail zwar noch nicht vor. Marx aber sagt: „Es hat besser funktioniert als gedacht.“ Damit meint er den Busverkehr bergab entlang der Steinmetzstraße, die dafür eigentlich gar nicht ausgelegt ist. Im Großen und Ganzen habe es schon funktioniert, auch wenn es Verspätungen gegeben habe, so Marx. Allerdings kommt es auf der einzigen für Autos verbliebenen Fahrspur bergab regelmäßig zu Staus, auch die Tatsache, dass sich ausgerechnet Busse und Fahrräder derzeit eine Spur teilen, sorgt für unübersichtliche Situationen.
Armin Marx, NEW-Vorstand, zum Busverkehr in der Steinmetzstraße
Die Fahrgäste haben die Veränderungen zwar angenommen, aber in den Befragungen schlecht bewertet. Häufige Kritikpunkte waren weite Wege, etwa von der Bushaltestelle auf der einen vorderen Seite des Minto bis zur Rückseite. Gerade dieser Weg ist steil und damit für ältere Fahrgäste schwer zu bewältigen. Die Bewertungen seien aber auch erfolgt auf Grundlage einer nicht fertigen Infrastruktur, heißt es. Sollte die Politik dies als finale Lösung beschließen, dann würden auch die Bushaltestellen an der Steinmetzstraße anders ausgebaut.
Die Ergebnisse der Befragungen durch die Stadt liegen noch nicht vor. „Aber sie haben uns gezeigt, dass die Meinungen sehr unterschiedlich sind“, sagt Bau- und Planungsdezernent Gregor Bonin. Unter städtebaulichen Gesichtspunkten ergebe sich jedoch ein klares Bild. „So ist es möglich, dass die Qualität in der City steigt, aber sie ist auch ganz wesentlich vom Angebot abhängig“, sagt Bonin. „Das müssen auch die Einzelhändler begreifen.“ Wenn es kaum Handel gebe, wie aktuell an der oberen Hindenburgstraße, brauche man auch keine Busse, die die Fahrgäste dorthin bringen. Händler sowie Industrie- und Handelskammer (IHK) hatten sich bei den Plänen überfahren gefühlt.
In der Politik ist noch keine große Euphorie ausgebrochen. Denn es gibt viele Unsicherheiten: Was etwa ist mit der Rückzahlung von Fördermitteln, die einst für den Umbau der Hindenburgstraße gewährt worden waren — zweckgebunden an Busverkehr auf der Trasse? Der Förderzeitraum beläuft sich schließlich auf 25 Jahre, ist noch nicht abgelaufen. Und wie kriegt man auf der Steinmetzstraße alles untergebracht? Vielleicht, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Felix Heinrichs, müsse man die gut erschlossene Innenstadt auch als Stärke begreifen: „Man steigt in Hamern in den Bus und kommt am Kaufhof raus.“
Der Rahmenplan Abteiberg, den der Rat mit großer Mehrheit als städtebauliche Grundlage für das Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept Alt-Mönchengladbach beschlossen hat, lässt eine Rückkehr zur alten Lösung sehr unwahrscheinlich erscheinen. „Die Dominanz der Busspur lässt weder Raum für hochwertige Aufenthaltsbereiche vor den gewerblichen und gastronomischen Einheiten noch erlaubt sie ein unbeschwertes Überqueren und gemütliches Schlendern“, heißt es im Abschnitt zur Hindenburgstraße. Und: „Zeitnah ist dafür die heute noch sehr breite Busachse in einen hochwertigen und einladenden Bereich mit einer hohen Anziehungskraft zu verwandeln, in der Fußgänger privilegiert sind.“
Eine wesentliche Rolle müssten dabei die Erreichbarkeit und die barrierefreie Nutzung des „topographisch anspruchsvollen öffentlichen Raums“ spielen. Der Plan geht aber sogar noch einen Schritt weiter: Aus städtebaulicher Sicht, heißt es da, wäre nach einer entsprechenden verkehrlichen Prüfung in Zukunft die komplette Herausnahme des Busverkehrs „wünschenswert, um mit ,echten‘ Fußgängerzonen anderer Städte ernsthaft in Konkurrenz treten zu können“. Eine solche, mit Vorrang für Fußgänger, sei in Mönchengladbach nämlich nie realisiert worden.