Integration: Begegnungen in der Moschee

Bereits am ersten Tag kamen viele Besucher zum Freundschaftsfest nach Lürrip.

Mönchengladbach. Der fast 200 Quadratmeter große Gebetsraum mit dem weichen, hellblauen Teppichboden der Moschee an der Neusser Straße in Lürrip ist um zehn Uhr morgens noch fast leer. Vor dem Eingang stehen erst wenige Schuhe. Doch es wird voll werden, das hat bereits der erste Tag des Freundschaftsfests (bis Sonntag, 21 Uhr) gezeigt, zu dem über 800 Gäste, darunter rund 200 Christen kamen. Für Adnan Özden, bleibt so etwas Zeit, über das Miteinander zwischen Christen und Muslimen zu sprechen. Özden ist der Hodja des Integration-und-Bildungsvereins, wie die muslimische Gemeinde in Lürrip heißt. Die Funktion des Hodja ist vergleichbar mit der eines Gemeindepfarrers.

Nicht bloß Toleranz, sondern auch ein Miteinander

Toleranz ist Özden nicht genug. Toleranz heiße, sich zwar nicht an anderen zu stören, sich aber auch nicht um sie zu bemühen. "Gewollt ist aber ein Miteinander", sagt der Hodja, der sich erst in der vergangenen Woche mit Regionaldekan Albert Damblon zum Gedankenaustausch traf. Zum zehnten Mal lädt die muslimische Gemeinde zu ihrem Freundschaftsfest. Damit will Taner Ozdemir, Vorsitzender des Integration-und-Bildungsverein nicht nur für Toleranz werben, sondern darüber hinaus auch Vorurteile abbauen und das Verständnis zwischen den Religionen fördern. Auch Seniz (22) teilt diese Auffassung. "Wenn wir uns nicht gegenseitig akzeptieren, haben wir die Religion nicht richtig verstanden." Die Muslimin gehört mit ihrer Familie zu den Mitgliedern des Vereins. Vor allem den offenen Umgang mit den christlichen Mitbürgern möchte die Gemeinde ausbauen. Schon jetzt engagiere man sich in der Arbeit des SKM und nehme an der Odenkirchener Runde teil. "Muslime wollten sich nicht abgrenzen und wünschten sich mehr Kontakte zu ihren Mitbürgern", sagt der Hodja. Häufig bekommen gerade die jugendlichen Muslime Fragen nach dem Kopftuch gestellt. Seniz erklärt: "Das Tragen des Kopftuches wird mir weder von zu Hause noch von der Gemeinde vorgeschrieben, aber ich trage es aus religiöser Überzeugung." In der Öffentlichkeit fühlten sich die muslimischen Frauen mittlerweile anerkannt - solange es nicht um die Wahl des Arbeitsplatzes gehe, meint sie. "Durch unser Äußeres haben es Freundinnen von mir schon mal schwerer und sind oft gezwungen, Stellen anzunehmen, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen."

Für die muslimische Gemeinde ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Integration nur über die Sprache wirklich klappt. "Daher bieten wir unter dem Dach der VHS in unseren Räumen Deutschkurse für türkische Frauen an", sagt Özden. Mit großem Erfolg.