Nachgehakt: Bekommen auch die Rheydter ihre neue Mitte?
Die plötzlichen Rheydter Aktivitäten von CDU und FDP stoßen auf Skepsis.
Mönchengladbach. Die Rheydter reiben sich die Augen. Jahrelang hat die politische Mehrheit aus CDU/FDP ihren bedeutenden Stadtteil links liegen lassen. Und jetzt das. Es soll ein neues Pahlkebad geben, ein teilerneuertes Rathaus mit Shopping-Zonen und Kneipen, einen neuen Marktplatz - alles gebündelt in einem neuen Zentren-Konzept mit der Überschrift: So machen wir Rheydt wieder fit.
Dass sich CDU/FDP Rheydt zur Brust genommen haben, hat mehrere Gründe. Seit die Hamburger Projektgesellschaft ECE der Familie Otto am alten Theater/Finanzamt einen riesigen Konsumtempel bauen will, regt sich in Rheydt Widerstand. Und die Sorge, Stadtmitte werde zum Nabel, in Rheydt dagegen werde es noch mehr leere Ladenlokale und Frust-Erlebnisse á la Finanzamt und Amtsgericht geben.
Die Rheydter Fraktion in der CDU mahnt deshalb Taten an. Die neue Führung des Rheydter Citymanagements wiederum gibt sich selbstbewusst und stellt in Richtung Politik deutliche Forderungen. Zudem sind 2009 Kommunalwahlen. Da wolle man, heißt es CDU-intern, in Rheydt gut aufgestellt sein.
Doch sind die Vorhaben angesichts der desaströsen Haushaltslage der Stadt und der Knebel-Vorschriften aus Düsseldorf mach-, geschweige denn finanziebar? Und keine Luftballons, wie es SPD-Beine vermutet.
Besten deutete vielsagend an, dass die Stadt "gar nicht so viele Millionen" in die Hand nehmen müsse. Will sie etwa als Mieter einziehen? Für die FDP setzte ihr Sprecher Anno Jansen-Winkeln beim Thema Rathaus Rheydt noch einen drauf.
"Das ist hier ein Supergrundstück. Hier müssen wir mutig denken und etwas riskieren." Hat der Aufsichtsratschef der Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG schon mit einem Investor gesprochen?
Skeptische Töne kommen von SPD und Bündnis-Grünen. CDU/FDP müssten sagen, welche Vorhaben sie aus der städtischen Projekt-Prioritätenliste zu Gunsten Rheydts streichen wollen. Denn für alles reiche das Geld nicht, so SPD-Sprecher Beine. Der sagt auch, Rheydt müsse bis 2010/11 besser dastehen als jetzt.
Karl Sasserath glaubt ohnehin, dass CDU/FDP nur in die Trickkiste greifen. So war beschlossen, dass das Rathaus Rheydt in diesem Jahr endlich barrierefrei wird, z.B. für Rolli-Fahrer, und einen Außenaufzug erhält. Zudem sollte ein Leitsystem her, das den Bürgern den Weg zu den Amtsstuben erleichtet. Das Geld wird nun nicht ausgegeben und in andere Töpfe fließen. Da wird es dringend gebraucht.
Glaubt man CDU-Politikern, dann könnte das neue Rathaus komplett bis 2015 stehen. Das wäre auch behindertengerecht.