Jubiläum bei der Notfallseelsorge: Erste Hilfe für die Seele
Seit zehn Jahren leistet die Notfallseelsorge Beistand in schweren Lebensituationen.
<strong>Mönchengladbach. Sie sind zur Stelle, wenn es am schwersten ist - die Notfallseelsorger Mönchengladbachs. Bei Verkehrsunfällen, Suiziden, Bränden, plötzlichen häuslichen Todesfällen ruft die Feuerwehr häufig die Ökumenische Notfallseelsorge zur Hilfe, die sich um Angehörige und Betroffene kümmert und ihnen seelischen Beistand leistet. "Da sein, da bleiben und die Reaktionen aushalten können", so beschreibt Pfarrer Ulrich Meihsner, der evangelische Koordinator der Notfallseelsorge die primäre Aufgabe der Helfer.
Notfallseelsorge auf Anregung der Feuerwehr
Vor zehn Jahren wurde die Notfallseelsorge nach Anfragen der Feuerwehr gegründet. "Es kam vor, dass ein Notarzt einen Menschen, der gerade seinen Angehörigen verloren hatte, allein lassen musste, um zum nächsten Einsatz zu eilen", schildert Meihsner die Hintergründe. "Oft musste dann zu Beruhigungsmitteln gegriffen werden oder der Betroffene wurde kurzfristig in der Ambulanz eingeliefert." Das hatte nach Gründung der Notfallseelsorge ein Ende. Die Seelsorger bleiben, bis Familienangehörige oder Freunde eingetroffen sind oder der Betroffene allein bleiben kann - zwei Stunden oder auch fünf oder sechs. Manchmal gehen sie spät nachts und sind dann zum Frühstück wieder da. Etwa die Hälfte aller Fälle, zu denen die Helfer gerufen werden, betreffen häusliche Todesfälle: Eine Frau erwacht und findet ihren Mann tot neben sich im Bett. In solchen Schocksituationen ist es wichtig, dass jemand da ist. "Ein solches Erlebnis wirft die Menschen aus der Bahn", erklärt Susanne Kreusch-Magon, die katholische Koordinatorin. "Wir können helfen, die Situation zu strukturieren, über erste Schritte nachzudenken, aber auch Entlastung schaffen, indem wir zuhören." Vor allem sei es wichtig, auch an positive Erinnerungen anzuknüpfen. "Wenn jemand erzählen kann, wie er seinen verstorbenen Partner kennen gelernt hat, lässt ihn das vielleicht sogar wieder ein wenig lächeln." Auch die Abschiedsrituale geben Halt. "Ein Gebet und ein Segen helfen beim Abschiednehmen, aber auch dabei, Unfassbares zu fassen und zu überstehen", sagt Pfarrer Meihsner. Sogar in das Chaos und die Aufregung eines Unfallgeschehens können diese Rituale einen Moment der Ruhe bringen.Notfallseelsorge
Team Insgesamt 23 Mitglieder umfasst das Team - überwiegend Mitarbeiter der beiden Kirchen, aber auch Rettungsdienstler und Ehrenämtler.
Die Einsätze 1333 Mal wurden die Notfallseelsorger in den vergangenen zehn Jahren gerufen - zu spektakulären Fällen wie dem Concorde-Unglück oder Mordfällen, vor allem aber zu den keineswegs weniger tragischen Katastrophen und Unglücksfällen des Alltags.