Kran-Aktion brüskiert Anwohner
Längst ist aus dem Gartenviertel mit seinen Lauben und reifenden Tomaten eine verwildertes Areal geworden. Der Investor schafft Fakten.
Rheydt. "Das ist Schikane", sind sich die drei älteren Herren am Bauzaun der Rheydter Lehwaldstraße einig. Sie blicken durch den Zaun auf ein großes, angerostetes Stahlgeflecht. Den Baukran habe der Investor anliefern lassen, sagen sie. Obwohl der noch keine Baugenehmigung von der Stadt für seine Cityhäuser habe, versuche er Fakten zu schaffen.
Genau das wurmt auch Loosen: "Die Anhörung ist nur noch eine Alibi-Veranstaltung." Hinter den Kulissen sei längst alles entschieden. Doch aufgeben, das will auch Loosen nicht.
Draußen hat er ein Transparent aufgehängt: "Evangelische Kirche zerstört Aussicht." Die unter Finanznöten leidende Gemeinde wird das Groß-Grundstück an Schoor verkaufen - um mit dem Millionenerlös "gemeindliche Aufgaben und Personalkosten" zu finanzieren.
Schon bei den Rodungen in den Gärten sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen, argwöhnt Loosen. Da seien schützenswerte Bäume gefällt worden. Deshalb müsse die Kirche nun Bußgeld zahlen.
Hans-Joachim Schoor, FDP-Politiker und Architekt, erklärte: "Noch gehört mir die Fläche nicht. Provozieren will ich keinen." Eher per Zufall sei der alte Kran von einem seiner Bauleiter dort gelagert worden - "der stand im Weg". Zu einem früheren Zeitpunkt betonte er, der Bereich werde durch die Häuser "mit viel Grün" aufgewertet. Dort sollen vor allem junge Familie wohnen.
Fläche: Sie ist gut 10 000 Quadratmeter groß. Jahrzehnte war sie für viele Menschen Gartenersatz. Sie nannten das Viertel "unser Paradies".
Protest: Er dauerte lange, war mitunter heftig. Ende 2006 räumten Kleingärtner ihre Parzellen und Lauben nur widerwillig - weil die Kirche mit Klage drohte.
Planung: Mindestens 28 Stadthäuser sind vorgesehen, hinzu kommen weitere 11 Objekte, teilweise als Mietwohnungen.
Besitzverhältnisse: Noch gehört die citynahe Fläche der ev. Gemeinde. Sie hat folglich die Lagerung des Alt-Krans auf dem Areal durch den Planer und Investor, die Familie Schoor, erlaubt.