Zu Hause auf der Straße
Soziale Arbeit: Mehr als 700 Menschen haben in Gladbach kein Dach über den Kopf – die Dunkelziffer ist wohl größer.
<strong>Mönchengladbach. Es fing mit Diebstahl an. Bernd Schliwa klaute immer wieder, verlor seine Wohnung und landete schließlich auf der Straße. Seit sechs Jahren ist der 44-Jährige obdachlos. Seinen Alltag verbringt er damit, durch die Stadt zu schlendern. Rund 350 Euro Langzeitarbeitslosengeld stehen Schliwa monatlich zur Verfügung. Das Geld gibt er für Essen oder Alkohol aus. Nachts schläft er im "Bunker", einer Notunterbringung des Diakonischen Werks für Obdachlose an der Erzbergerstraße.
Im Café Pflaster (Diakonie) an der Aachener Straße kann Schliwa frühstücken, duschen, seine Kleidung waschen. Die Klamotten bekommt er in Kleiderkammern des Diakonischen Werks. Für die Zukunft wünscht Schliwa sich, von seiner Alkoholsucht loszukommen und ein neues Zuhause zu finden: "Ich habe eine Therapiemöglichkeit in Aussicht. Ich schaffe das. Ich habe es auch geschafft, nicht mehr zu klauen, bin schon seit Jahren nicht mehr straffällig."
Rosa-Maria Stoll ist seit zwei Jahren obdachlos. "Ich schlafe in Parks oder wo es sich gerade anbietet", erzählt sie. Oft fühlt sie sich allein. "Von anderen Menschen ignoriert oder beschimpft zu werden, tut weh. Es gibt aber auch viele, die helfen, mir etwas Geld zustecken", sagt Stoll. Rund 20 Euro bekommt sie am Tag durch Betteln.
Dazu gibt es etwa 190 Euro Witwenrente und 130 Euro Arbeitslosengeld im Monat. "Es ist schwer, sich täglich durchzuschlagen", weiß Ulli Siege (37). Vor drei Jahren war er selber ein halbes Jahr wohnungslos. Siege hat den Sprung von der Straße geschafft, lebt mittlerweile in einer eigenen Wohnung. Jetzt konnten Obdachlose und ehemalige Betroffene auf gemütlichen Sofas Platz nehmen.