Mönchengladbach: Prozess gegen mutmaßliche Doppelmörderin droht zu platzen
Im Prozess um den Mord an Jasmina (2) und Souhail (8) ist der Gutachter wegen eines Fehlers abgesetzt.
Mönchengladbach. Sie ist klein, kaum 1,60 Meter groß und hager. Mit streng zurück gebundenen schwarzen Haaren und schwarzer Bluse sitzt die 37-Jährige auf der Anklagebank des Landgerichts Mönchengladbach. Ihr Blick ist glasig, sie wirkt wie apathisch.
Ruhig gestellt sei sie, durch starke Medikamente, heißt es. "Um den Prozessauftakt überhaupt zu überstehen", sagt Verteidiger Gerd Meister.
Die Anklage wirf der gebürtigen Marokkanerin vor, ihre Kinder Jasmina (2) und den Souhail (8) betäubt und erwürgt zu haben. Die Leichen wurden am 4. Februar in ihrer Lürriper Wohnung entdeckt.
Kaum hatte der Prozess begonnen, drohte er aber auch schon zu platzen. Der Verteidiger stellte einen Antrag auf Entbindung des ärztlichen Gutachters. Der Gutachter habe die Angeklagte falsch belehrt, indem er M. gesagt hatte, dass sie als Beschuldigte verpflichtet sei, ihm die Wahrheit zu sagen. Das braucht sie als Angeklagte jedoch nicht.
Nach einer Stunde Unterbrechung und Beratung der Richterkammer schloss sich der Vorsitzende Richter, Lothar Beckers, dem Antrag an und setzte den Gutachter ab. Binnen 30 Tagen muss die Frau nun erneut begutachtet werden, andernfalls muss das Verfahren neu aufgerollt werden.
Die Verteidigung hatte auch gerügt, dass das 210Seiten starke Gutachten erst einen Tag vor Prozessbeginn eingetroffen sei. "Eine kritische Überprüfung ist daher nicht mehr möglich gewesen", so Meister.
Der Gutachter hatte in seinem Dossier eine verminderte Schuldfähigkeit der Frau nicht ausgeschlossen. Sie soll zur Tatzeit unter Schmerz- und Beruhigungsmitteln gestanden haben.
Die Staatsanwältin wirft M. Heimtücke und niedrige Beweggründe vor. Sie habe "aus verschmähter Liebe und aus Eigen- und Rachsucht gehandelt", um ihrem Mann "die Kinder für immer zu entziehen".
Mit den Betäubungsmitteln habe sie die Kinder wehrlos gemacht, um sie ohne Widerstand töten zu können. Schon vor der Tat habe sie "unter allen Umständen und unter Einsatz aller Mittel" versucht, die Trennung zu verhindern.
In einem Telefonat unmittelbar nach dem Tod der Kinder soll die Frau die Tat gestanden haben. Ihr Verteidiger kündigte an, dass seine Mandantin im gesamten Prozess von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen werde.
Im Gerichtsaal sitzt auch Susan Stevens-Vauth. Sie ist Lehrerin an der Grundschule Uedding und hat den ermordeten Souhail zuletzt unterrichtet. "Ich bin noch immer fassungslos und will mir ein Bild von der Mutter, die ich aus vielen Elterngesprächen kenne, machen", sagt sie.
Der Prozess geht am Freitag um 9.15 Uhr weiter.