Plus-Filialen: Die Azubis haben das Sagen

In den Plus-Filialen sagen die Lehrlinge diese Woche, wo es lang geht. Das Projekt soll den Lehrlingen die Chance geben, das Gelernte in die Praxis umzusetzen und erste Verantwortung zu übernehmen.

Mönchengladbach/Rheydt. Ein bisschen aufgeregt ist sie schon. Auch wenn das Meiste für Jennifer Schankweiler Routine ist. Aber jetzt heißt es, selbst einmal den Chefsessel zu testen. Normalerweise wird sie in der Viersener Plus-Filiale ausgebildet, in dieser Woche ist sie jedoch in Rheydt an der Friedrich-Ebert-Straße.

Sie nimmt an dem Projekt teil, das Auszubildende eine Woche lang völlig selbstständig eine Filiale leiten lässt. Es soll den Lehrlingen die Chance geben, das Gelernte in die Praxis umzusetzen und erste Verantwortung zu übernehmen.

18 Azubis sind es, aus 67 Filialen, die Netto/Plus in Gladbach und Umgebung aus zehn Bezirken hat. "In jeder Filiale sind mindestens zwei Auszubildende", sagt Kerstin Hermanns, die Leiterin von einem der beiden Mönchengladbacher Bezirke. Bundesweit machen 35 Städte mit.

Verena Rinsch ist im zweiten Lehrjahr, kommt aus Krefeld und räumt gerade Obst und Gemüse in die Theke. Sie kenne sich zwar nicht 100-prozentig aus, "aber die Märkte sind ja so ziemlich gleich aufgebaut."

Die einzige, der es etwas besser geht, ist Atakay Merve, die heute an der Kasse sitzt. "Ich bin seit 1. September in dieser Filiale." Dem Kunden, der hier gerade seine Lebensmittel bezahlt, ist nicht aufgefallen, dass hier und heute etwas anders ist als sonst.

Auch Günter Schmitz gibt sich sehr gelassen. Der 21-Jährige aus Bettrath führt in dieser Woche die Laden-Filiale. "Meine Ausbildung zielt darauf ab, dass ich einmal Filialleiter werde", sagt Schmitz, der einen Hauptschulabschluss in der Tasche und die Höhere Handelsschule absolviert hat. "Voraussetzung: Note 2 in der Abschlussprüfung."

Er ist im dritten Lehrjahr und hat in der Filiale in Wegberg, wo er normal tätig ist, schon oft die Filialleitung vertreten. "Gestern war verkaufsoffen, da habe ich mir das hier schon mal vorab angesehen." Und festgestellt, dass in den beiden Märkten auch die Warengruppen übereinstimmen.

Seine Mitarbeiter für diese Woche hat er noch nie zuvor gesehen. "Außer meiner Vertreterin, die kenne ich von der Berufsschule", sagt er. Martina Küsters, die die Filiale in Rheydt regulär leitet, hat ihm morgens die Schlüssel übergeben.

"Auch für die Kasse und den Tresor", fügt Gebietsverkaufsleiter Süleyman Aydin an. Er ist aus der Zentrale in Kerpen angereist, um zu sehen, ob hier alles glatt läuft.

Schmitz ist beispielsweise dafür zuständig, fehlende Lieferungen zu kontrollieren. "Und ich musste heute schon eine Preisänderung für eine Biersorte in den PC eingeben."

Dass das noch nicht erfolgt war, fiel an der Kasse auf.